Schlagwort-Archive: Wucherbekämpfungsamt Solingen

29. März 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 29. März 1923

Die fragwürdige Rolle der Solinger Preisprüfungsstelle bei der Wucherbekämpfung

                    Ein höchst überflüssiges Gebilde
sind die von der Reichsregierung in einer schwachen Stunde ausge-
heckten Preisprüfungsstellen. Wahrscheinlich wollte man mit dieser
kuriosen Einrichtung, mit einigen Tropfen demokratischen Oels ge-
salbt, beweisen, daß man auch so tun kann, als wenn man so täte.
   Erst kürzlich noch, als wir hier in Solingen die Anerkennung
des proletarischen Kontrollausschusses verlangten, zuckte der Ober-
bürgermeister die Achseln und vermochte gar nicht zu begreifen, daß
die Bevölkerung zu der Preisprüfungsstelle kein Vertrauen habe.
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9. Februar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 9. Februar 1923

Das Solinger Wucherbekämpfungsamt Solingen erstattet seinen Monatsbericht. Die Bergische Arbeiterstimme fragt, warum die Namen der Wucherer nicht genannt werden?

                    Wer sind die Wucherer?
   Dem hiesigen Wucherbekämpfungsamt wurden im Laufe des
Monats Januar folgende Anzeigen erstattet: Wegen Preis-
treiberei und Wucher mit Lebensmitteln in 4 Fällen,
mit Kohlen in einem Falle, mit Möbeln in einem Falle und in ver-
schiedenen Bedarfsartikeln in 22 Fällen. Wegen verbotener
Ausfuhr mußte in 9 Fällen und wegen verbotenen Viehhandels in
einem Falle eingeschritten werden. Die Lebensmittelgeschäfte und
die Handlungen mit Gegenständen des täglichen Bedarfs wurden
auf Preisbildung hin laufend kontrolliert. Gleichfalls wurde die
Preisgestaltung auf dem Wochenmarkte überwacht.
   Dazu gestatten wir uns die jedenfalls berechtigte Frage: Wes-
halb werden nicht die Namen der Wucherer öffent-
lich angeprangert? Die Oeffentlichkeit hat ein eminentes
Interesse daran, zu wissen, bei welchen Geschäftsleuten man un-
geniert kaufen kann ohne schmälich betrogen zu werden. Solange
dem kaufenden Publikum die Wuchergeschäfte verheimlicht werden,
ist jegliche Wucherbekämpfung zwecklos, zumal ja auch die lächerlich
geringen Geldstrafen nie ihren Zweck erreichen werden.
   Heraus also mit den Namen der Volksbetrüger,
damit sie gebührende Verachtung finden.