Quelle: Stadtarchiv Ratingen, Ratinger Zeitung 3. März 1923

Die „Ratinger Notgemeinschaft“ wurde am 9. Februar 1923 als sozialer Verein gegründet. In ihrem Namen wurde Sachspenden zu Gunsten von Kriegsgeschädigten/-hinterbliebenen, Rentnern und anderweitigen Hilfsbedürftigen gesammelt, die in Folge der steigenden Inflation besonders litten. Unter anderem gehörten zu der Gemeinschaft Adam Josef Cüppers, Peter Jung, Otto Brüggemann und Josef Esser.

Aus Stadt und Land

                Ratingen, 3. März 1923

        Ratinger Notgemeinschaft. Wie die Stadtverwal-
tung mitteilt, kursieren in Ratingen Gerüchte über die Not-
gemeinschaft, die mit den Tatsachen in direktem Widerspruch
stehen. U. a. soll auf dem Wohlfahrtsamte eine Liste aus-
liegen, in der Personen verzeichnet stünden, die bei der
Verteilung der aufgekommenen Mittel in erster Linie bedacht
werden sollten. Demgegenüber sei darauf hingewiesen, daß
bei dem Wohlfahrtsamte weder eine derartige Liste ausliege,
noch überhaupt irgendwelche Anträge vorliegen. Das Wohl-
fahrtsamt schaltet bei der Entgegennahme von Anträgen usw.
für die Notgemeinschaft vollständig aus und zwar auf aus-
drücklichen Wunsch der Stadtverwaltung. Die Anträge werden
nach den Richtlinien des Arbeitsausschusses, die in den
Zeitungen veröffentlicht worden sind, lediglich von den Mit-
gliedern des Gründungs- und des Arbeitsausschusses entgegen-
genommen, von diesen Herren geprüft und entschieden. Der
Arbeitsausschuß, in dessen Händen ausschließlich die Ent-
scheidung liegt, worauf noch einmal besonders hingewiesen
sei, ist aus den Organisationen gebildet, welche die Grün-
dung der Notgemeinschaft vollzogen haben. Er bietet also
die sicherste Gewähr dafür, daß die Mittel, welche für die
Aermsten der Armen gesammelt worden sind, dorthin fließen,
wohin sie gehören. Es ist gerade im Interesse unserer ärmsten
Mitbürger sehr zu bedauern, daß solche unwahren Gerüchte
verbreitet werden und scheinbar zum Teil Anklang gefunden
haben.