Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 27. September 1923

Die Stadtverwaltung Solingen wird gebeten, sich schnellstmöglich um die Organisation von Massenspeisungen für die Bevölkerung zu kümmern.

                                  Aus Stadt und Umgegend.
                                                               Solingen, 27. Sept[ember].
                      Massenspeisungen in den Gemeinden.
       Die Ernährungslage der Städte, besonders im Hinblick auf den
kommenden Winter, stellt an die Verwaltungen die allergrößten Auf-
gaben. Das Reichsverkehrsministerium hat wiederholt erklärt, für
die unentbehrlichen Lebensmittel, wie Kartoffeln, Gemüse usw. würden
niedrigere Ausnahmetarife angesetzt. Bei dieser Ankündigung ist es
bisher geblieben. Man muß aber fordern, daß den Worten endlich die
Taten folgen, denn es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Auch ohne
diese in Aussicht gestellte Erleichterung ist heute in zahlreichen Ge-
meinden die Versorgungsfrage außerordentlich schwierig. Es werden
zur Verbesserung der Ernährungslage bezw. der Ernährung der not-
leidenden Bevölkerung Vorschläge gemacht, die Beachtung verdienen.
Es wird z. B. gefordert, sofort billige Volksspeisungen im großen
Maßstabe zu organisieren, auch fahrende Feldküchen zu schaffen, und
eventuell die Mittel dafür durch eine besondere Suppensteuer aufzu-
bringen. Nach Ansicht des Vorschlagenen [sic!] muß das nicht nur sehr
schnell geschehen, sondern könnte es auch, da die notwendigen Ein-
richtungen, Küchenmaterial und Geschirr noch aus der Kriegszeit vor-
handen sind. Wenn in der städtischen Bürokratie und an anderen
amtlichen Stellen das erforderliche Organisationstalent fehlt, so soll
man Fachmänner, die sich auf solchen Massenbetrieb verstehen, mit der
Durchführung betrauen. Unter allen Umständen aber muß gerade in
den kommenden Tagen und Wochen der städtischen Bevölkerung eine
nicht unerschwingliche Ernährung gesichert werden.               B.
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