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15. November 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 15. November 1923

Der „Aktionsausschuss der arbeitenden Jugend Kreis Solingen“ äußert sich zum Hitler-Putsch in München und ruft zu Protestversammlungen auf.

                         An die arbeitende Jugend
                            des Kreises Solingen!
   Der Putsch Hitler-Ludendorff ist zusammengebrochen, zusammen-
gebrochen deshalb, weil er gegen den Willen der Schwerindustrie
geführt wurde. Die Schwerindustrie will nicht heute schon den
Weg Hitler-Ludendorff beschreiten, weil sie weiß, daß dann das
deutsche Proletariat einig sich wehren würde. Dann würden die
Arbeiter aktiv den Kampf gegen sie aufnehmen, gemeinsam mit
allen proletarischen Organisationen. Die Schwerindustrie will die
Zerstückelung Deutschlands und die Zerstückelung der Arbeiterbe-
wegung, weil es dadurch leichter ist, die Arbeiterschaft niederzu-
schlagen. Deshalb war dieser Weg Hitler-Ludendorff falsch und
wurde verhindert durch die Schwerindustrie und ihren Macht-
apparat. Die Schwerindustrie hat auf dem Wege der Verfassung
dasjenige erreicht, was Hitler mit dem bewaffneten Kampf erreichen
wollte. Dieser Weg der legalen Machtergreifung des Faszismus ist
bedeutend gefährlicher für das Proletariat als der Weg Hitler, weil
die Mehrheit der Arbeiterschaft heute noch nicht die Gefahr des Fas-
zismus erkennt.
   Kameraden! Der Faszismus rüstet heute mehr als wie
zuvor. In Bayern ist der Ausnahmezustand verschärft worden,
das Standrecht ist verhängt. Diese Maßnahmen richten sich natür-
lich nicht gegen rechts, sondern gegen die Arbeiterschaft. Die Auf-
lösung der Kommunistischen Partei, das Verbot der kommunisti-
schen und sozialdemokratischen Zeitungen beweist, wie die Ar-
beiterschaft immer mehr und mehr unterdrückt wird.
   Kameraden! Rüstet mehr als wie bisher zur Nieder-
schlagung des Faszismus! Rüstet zum Generalstreik gegen die
jetzige Regierung! Gegen den Ausnahmezustand und Militär-
diktatur! Für die Diktatur des Proletariats! Or-
ganisiert euch in den proletarischen Abwehrorganisationen. Kommt
in die politische Jugendorganisation.
   Genossen! Kameraden! Folgende Versamm-
lungen finden in der nächsten Woche statt, einberufen vom Ak-
tionsausschuß der arbeitenden Jugend Solingen:
   Wald: Dienstag, den 20. November, im Gewerkschaftshaus.
   Ohligs: Mittwoch, den 21. November, in der Schützenburg.
   Gräfrath: Donnerstag, den 22. November, bei Tack-Central.
   Höhscheid: Freitag, den 23. November, bei Pulvermacher,
      Neuenhof.
   Solingen: Montag, den 26. November, in der Reichspost,
      Schlagbaum.
Thema: „Die Bedeutung der Revolution für die arbeitende Jugend“.
   Erscheint in Massen! Rüstet!
    Der Aktionsausschuß der arbeitenden Jugend Kreis Solingen.
    Soz[ialistische] Arbeiterjugend.     Kommunistische Jugend.

4. August 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 4. August 1923

In Ohligs demonstrieren auf einer gemeinsamen Versammlung Kommunistische Jugend und Sozialistische Arbeiterjugend gegen die faschistische Gefahr.

         Die proletarische Jugend von Ohligs
                        gegen den Faszismus.
   Daß die proletarische Jugend ernstlich gewillt ist, für die
soziale Revolution einzutreten und zu arbeiten, beweist die am
Donnerstagabend einberufene Versammlung der Kommunistischen
Jugend und der Sozialistischen Arbeiterjugend. Nach Absingen
der „Jungen Garde“ wurde einem Vertreter der Kommunistischen
Jugend das Wort erteilt. Er schilderte in sehr trefflicher Weise
den Werdegang und Leidensweg des deutschen Proletariats von
1918 bis heute. Auch das Auftreten monarchistischer Verbände
und faszistischer Organisationen ist nur die Folge wirtschaft‐
licher Verelendung. Durch die Umwälzung 1918 enttäuscht,
hat das Kleinbürgertum sich durch Versprechungen reaktionärer
Kräfte einen neuen Weg gesucht, um aus dieser wirtschaftlichen
Misere herauszukommen. Diese faszistische Theorie wird nun
noch verstärkt durch den Einfall der Franzosen in das Ruhr‐
gebiet. Die Schlußfolgerung der politischen Lage ist die
proletarische Einheitsfront und Bildung pro‐
letarischer Hundertschaften.
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