Archiv für den Tag: 12/07/2023

12. Juli 1923

Quelle: Kreisarchiv Euskirchen, EU I Band 449: Notgeld der Kreise Düren, Euskirchen und Jülich 1922-1927: Widerruf vom 12. Juli 1923

Widerruf der Unterschriften für die Notgeldscheine

Euskirchen, den 12. Juli 1923.
An den
Herrn Vorsitzenden des Kreisausschusses
des Kreises Euskirchen,
E u s k i r c h e n

Unter Bezugnahme auf die heutige mündliche Besprechung, bringen
wir hiermit nochmals zum Ausdruck, dass wir als Kreisausschuss-Mitglieder
des Kreises Euskirchen an dem Beschluss des Kreisausschusses vom 12. 7.
1923 unter allen Umständen festhalten.
Wir ersuchen sofort mit der Vereinigung der Industriellen in
Düren in Verbindung zu treten und ihr zu eröffnen, dass die für die Aus-
gabe von Notgeld seiner Zeit zur Verfügung gestellten Unterschriften
des Kreisausschusses des Kreises Euskirchen ausdrücklich zurückgezogen
werden, sodass keinerlei Berechtigung mehr besteht, mit diesen Unter-
schriften versehene Scheine in den Verkehr zu bringen.
Dieser Widerruf bezieht sich auch auf die augenblickliche beab-
sichtigte neue Herausgabe von Notgeld durch die Vereinigung der Industri-
ellen in Düren.
Die unterzeichneten Mitglieder des Kreis-
ausschusses:
Josef Ruhr                          [Benedikt] Heuser                          [August] Serwe

12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 12. Juli 1923

Im Mai und Juni war der Arbeitsmarkt „belebt“, jedoch herrscht auch in vielen Berufen eine hohe Arbeitslosigkeit.

         -ha. Die Belebung des Arbeitsmarktes
im Mai und Juni. Der Arbeitsmarkt zeigte im
Mai eine weitere Belebung, wenn auch in vielen
Berufen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit und der
Andrang Arbeitsuchender immer noch empfind-
lich hoch ist. Im Mai fiel die Zahl der versiche-
pflichtigen Mitglieder der Krankenkassen gegen
den Vormonat um 1.7 Proz., die Zahl der Ar-
beitslosen bei den Gewerkschaften von 7,0 auf
auf 6,2 Proz., die Kurzarbeit von 28,5 auf 21,7
Proz., die Zahl der Hauptunterstützungsempfän-

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12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 12. Juli 1923

Die erhöhten Gehälter für die Beamten werden sofort ausgezahlt.

Die Reichsbehörden wiesen ihre Zahlstellen an,
       die Auszahlung der Erhöhung der Beam-
       tengehälter für Juli sofort vorzunehmen.
       Die Erhöhung soll nicht nur für diesen
       Monat, sondern für das laufende Viertel-
       jahr vorausbezahlt werden.

12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 12. Juli 1923

Soll ausgerechnet am 14. Juli eine Rheinische Republik ausgerufen werden?

                                  Gerüchte
     über die Bildung der Rheinrepublik.

   Wtb. Köln, 10. Juli. Unter der Ueberschrift
„Gerüchte“ beschäftigt sich die K. Z. in einem Artikel
mit den an verschiedenen Orten umlaufenden Ge-
rüchten, daß am 14. Juli, ausgerechnet am französi-
schen Nationalfeiertag, versucht werden soll, die rhei-
nische Republik auszurufen, und schreibt dazu u.a.:
Gerade die Nennung dieses Tages läßt erkennen,
wie oberflächlich das politische Urteil ist, das an sol-
che Gerüchte glaubt. Es ist vom eigenen Stande
der Franzosen aus eine unmögliche Torheit, den
Tag des französischen Nationalfestes dafür zu wäh-
len und damit einer rheinischen Republik ganz of-
fen einen blauweißroten Anstrich zu geben. Die
amtliche französische Politik hat soeben noch ihre
Beteiligung, ja sogar ihr Interesse an irgendwelcher
Sonderbündelei abgeleugnet und die französische Po-
litik kann nun doch nicht öffentlich sich selber als
freche Schwindelei enthüllen, wie sie es tun würde,
wenn sie ihr Nationalfest mit einem Smeets- und
Dorten-Putsch verschönte. Ein separatistischer Putsch-
versuch wäre ohnehin, an welchem Tage er auch
unternommen würde, zur Erfolglosigkeit verurteilt,
der Quatorze Juillet aber als sein Geburtstag würde
nur um so sicherer zugleich seinen Todestag bedeuten.
Und Herr Poincare würde damit gleichzeitig seinen
eigenen amtlichen Tod heraufbeschwören. Im übri-
gen haben die Gerüchte, mögen sie nun wahr oder
falsch sein, das Gute für sich, die berufenen Kreise
an die für jeden Fall notwendige Vorbereitung zur
Abwehr zu erinnern. Die Angehörigen aller Be-
völkerungskreise müssen wissen, was ihre Orga-
nisationen, Behörden und Parteien von ihnen er-
warten und wie sie sich zweckmäßig verhalten sol-
len. Gegen Franzosentum im Rheinlande gibt es
nicht nur eine proletarische, sondern auch eine allge-
meine Einheitsfront aller Stände und Parteien.

12. Juli 1923

Quelle: Archiv des Rhein-Sieg-Kreises, Siegburg, Numismatische und finanzgeschichtliche Sammlungen – Zahlungsmittel Geldscheine, 12.07.1923

Gutschein der Stadt Siegburg über 50.000 Mark. Auf der Vorderseite zu sehen sind eine Abbildung der Stadt Siegburg 1850 und das Stadtwappen. Die Darstellung auf der Rückseite ist untertitelt mit “Siegburger Bürgerwehr ums Jahr 1880”.

Dieser Gutschein wird von allen städt. Kassen                                                                                     in Zahlung genommen. Er behält seine                                                                                        Gültigkeit bis zur Aufkündigung in den                                                                                       hiesigen Zeitungen.                                     d. Bürgermeister                                                       Siegburg 12.07.1923                                         

12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Euskirchen, Euskirchener Volksblatt vom 12.07.1923

Aufforderung an die Angehörigen von ausgewiesenen Eisenbahnern deren Gärten zu pflegen.

        * Die Gärten von ausgewiesenen Eisenbahnern können, wie
aus einer Bekanntmachung im heutigen Anzeigenteil hervorgeht,
von den Angehörigen nach wie vor betreten und bearbeitet werden,
wenn der Zugang nicht durch die beschlagnahmten Wohnungen
führt.

12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 12. Juli 1923

Der Bestand an Vieh reicht für eine ausreichende Versorgung nicht aus. Überseefleisch soll deshalb nach Deutschland eingeführt werden.

   –  Läßt sich die Fleischteuerung lindern? Der
Viehbestand Deutschlands reicht zu einer ausrei-
chenden Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch
leider nicht annährend mehr aus. Viehreiche
Gebiete sind besonders an Dänemark und Polen
verloren gegangen, z.B. fast 20 Prozent des
Rinderbestandes. Der Mangel an Kraftfutter
erschwert die Mast. Der eigene Verbrauch auf
dem Lande ist dabei durchweg größer als vor
dem Kriege (Der Landbewohner aß durchschnitt-
lich früher nicht halb soviel Fleisch als der Be-
wohner der größeren Industriestädte). Es ver-
bleibt deshalb für die Schlachtviehmärkte ein
ganz ungenügendes Angebot. Während die ge-
werblichen Schlachtungen in Deutschland 1913
etwa 40 kg Fleisch für jeden Einwohner ergaben,
waren dies 1920 nur noch etwa 14 kg. Die
Schlachtviehpreise sind infolge des ungenügenden
Angebotes außerordentlich stark gestiegen und
haben die Geldentwertung fast erreicht. Ein
Schwein, das vor dem Kriege etwa 120 Mark
kostete, kostet heute etwa 1,5 Millio-
nen Mark; ein Ochse, der vor dem Kriege etwa
420 Mk. wert war, kostet heute ungefähr 5 Mil-
lionen Mark. Soll die Bevölkerung in den
Städten unter schwerer Schädigung ihrer Ge-
sundheit und Leistungsfähigkeit nicht noch immer
mehr auf Fleischnahrung verzichten, so muß gutes
aber wesentlich billigeres Ueberseefleisch auch nach
Deutschland in weit größerem Maße eingeführt
werden. Gutes Ueberseefleisch (Gefrierfleisch)
kostet trotz der Entwertung der Mark 25-40
Prozent als mehrere tausend Mark je Pfund
weniger als annährend gleichwertiges Fleisch
von inländischem Schlachtvieh.

12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-3-7364.0000

Schreiben von “Rheinmetall” an das städtische Besatzungsamt.

„Rheinmetall“
Rheinische Metallwaaren und Maschinenfabrik
Düsseldorf-Derendorf, den 12. Juli 1923
Verkehrswesen Zk/Wa.
An das
Besatzungsamt der Stadt
Düsseldorf

Wir bitten ergebenst, uns zu bestätigen, daß
unser Werk seit dem 17.3.1923 wegen Rohstoffmangel infolge
Stilliegens der Staatseisenbahn und wegen teilweiser Belegung
mit Truppen bis auf einzelne Betriebe, in denen Notstandsar-
beiten oder kleinere Aufträge auf Lager ausgeführt werden,
nicht in Betrieb ist.
Diese Bestätigung benötigen wir zur Vorlage bei
im unbesetzten Gebiet liegenden Eisenbahnfahrzeug-Verleih-
firmen, um die Erlassung von Leihgebühren für gemietete Fahr-
zeuge, welche wir wegen der obigen Umstände nicht benutzen
können, zu erwirken.
Hochachtungsvoll!
[Unterschrift] 

12. Juli 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 12. Juli 1923

 „In einer Zeit, wo sichtbar die Volkskraft bereits zermürbt ist, wäre ein Voranstellen der Erhaltung wirtschaftlicher Substanz vor die Erhaltung der Menschensubstanz nicht nur aus sittlichen und nationalen, sondern schließlich auch aus volkswirtschaftlichen Gründen sinnlos.“         

                  Wirtschaftlicher Teil.
                                  –
          Zur Gehalts- und Lohn-Politik.
                            (Schluß.)
      Kritische Betrachtungen von H. Norwig
                                      II.
       Zweifellos muß zugegeben werden, daß hinsichtlich des Auf-
baues der Tarife noch außerordentlich große Mängel bestehen.
Man muß berücksichtigen, daß der Abschluß von Tarifverträgen
für eine große Zahl von Arbeitnehmern in der Nachkriegszeit
erst erfolgte, und Erfahrungen nicht vorlagen, weiterhin aber
ist ein Unterschied beispielsweise zwischen den Tarifverträgen
für Angestellte und denen der Arbeiter zu machen. Im An-
gestelltenlager hat man sich stets gegen eine tarifliche Gleich-
macherei gewehrt und nach Wegen gesucht, die hier Abhilfe
schaffen können. Wir brauchen hier eine größere Differenzierung
zwischen den einzelnen Leistungsgruppen. Die besonderen Be-
mühungen des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes
gehen dahin, zunächst einmal durchzusetzen, daß sich für die
angestellten Kaufleute genaue Tätigkeitsbegriffe herausbilden.
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