Archiv für den Tag: 20/06/2023

20. Juni 1923

Quelle: Kreisarchiv Euskirchen, Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt) vom 20. Juni 1923

Sängerfest in Udenbreth

Udenbreth, 16. Juni        (Verspätet eingegangen.)
Am Pfingsmontag hielt der Sängerverband Oberes
Kylltal im Saale des hiesigen Vereinshauses sein
erstes Bundesfest ab. Außer den 6 Bundesvereinen
von Baasem, Frauenkron, Losheim, Manderfeld,
Berk und Udenbreth hatten sich die Gesangvereine
Hellenthal, Blumenthal und Mürringen, teilweise
mit Musikkapellen, zur Festfeier eingefunden.
Zwei ausgewählte Bundeschöre: Schlachthymne
aus Rienzi von R. Wagner und Loreley von
Silcher zeigten die Leistungen von 120 Sängern
im Massenchor. Die Darbietungen der einzelnen
Bundesvereine folgten flott und gut aufeinander.
Leider vermißte man bei manchen Zuhörern die
notwendige Aufmerksamkeit. In der Pause nach
dem ersten Teile gab der Bundeschormeister, Herr
Lehrer Schmidt, Frauenkron, eine Uebersicht über
die Entwicklung des Männergesanges in Deutsch-
land. Der als Gast erschienene Gesangverein
Eintracht Hellenthal widmete dem Gesangverein
Cäcilia Udenbreth zu seinem 27 jährigen Stiftungs-
feste: Du bist unsere Königin von Jodokus Schaaf
und sang anschließend das Eifellied von Franz
Wildt. Das Fest führte so recht die Ziele des
Sängerverbandes vor: Hebung des Chorgesanges,
Pflege des deutschen Volksliedes, Interessierung
weiter Volkskreise für die Schönheiten des Volks-
gesanges. Besonders hervorzuheben sind die
Leistungen der kleinen Vereine. Sie zeigen, daß
auch im kleinsten Orte mit dem spärlichen Stim-
menmaterial bei reger Tätigkeit und eifriger Probe
es möglich ist, auf gesanglichem Gebiete etwas
Gutes zu leisten. Wir wünschen dem Sänger-
verbande und seinen Vereinen ein weiteres Wachsen
und Gedeihen.

20. Juni 1923

Quelle: Kreisarchiv Euskirchen, Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt) vom 20. Juni 1923

Verschiebung der Eifelrundfahrt des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs

Vermischtes.
Schleiden, 18. Juni.         Die für den 5., 6. und
7. Juli vorgesehene Eifelrundfahrt des Allgemeinen
Deutschen Automobilklubs, die auf der Rundstrecke
bei Nideggen stattfinden sollte, ist laut Beschluß
der Vorstandssitzung des Gaues 4, Rheinland,
wegen der augenblicklichen schwierigen Verhältnisse
des besetzten Gebietes auf unbestimmte Zeit ver-
schoben worden.

20. Juni 1923

Quelle: Kreisarchiv Euskirchen, Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt) vom 20. Juni 1923

Gerichtsverhandlung im Mordfall Graf vor dem belgischen Militärgericht

Aachen, 12.  Juni.            Die Revisionsverhandlung
der wegen Ermordung des Leutnants Graf vom
belgischen Kriegsgericht zu Todes- bezw. schweren
Freiheitsstrafen verurteilten Schupobeamten Rein-
hardt und Genossen, die heute stattfinden sollte,
ist nach kurzen Reden der beiderseitigen Rechts-
anwälte auf den 31. Juli vertagt worden. Man
hofft, daß bis dahin die in Stettin sitzenden An-
geklagten hier zur Stelle sind.

20. Juni 1923

Alle Scans zum Protokollbuch

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, A 2408 “Protokollbuch Gemeinderat Troisdorf” 1919-1926, S. 274-280

Der Rat beschließt beispielsweise eine Erhöhung der Verwaltungsgebühren. Für die Gemeinde werden mehrere Ziegenböcke angeschafft. Auch der Bau von Wohnungen wird beschlossen, ebenso der sofortige Ausbau der Blücherstraße im bisherigen Zuge unter Inanspruchnahme der produktiven Erwerbslosenfürsorge. Mehrere Punkte werden in geheimer Sitzung besprochen.

                                                                Verhandelt
                                                          Troisdorf, den 20. Juni 23.

Anwesend
Beigeordneter
Hagen
als Vorsitzender
u. die Mitglieder
Birkhäuser
Friedrich
Flörken
Georg
Hamacher
Huber
Kutzner
Dr. v. d. Laan
Müller Frz
Müller Jos.
Schagen Frz
Schlimgen Jos.
Schneider
Schüller
Schüthuth
Dr. Trier.

Abwesend:
Mannstaedt

     Auf vorherige Einladung hatte sich heute der Ge-
meinderat in der Anzahl von 17 Mitglieder, also
in beschlußfähiger Anzahl im Sitzungssaale ver-
sammelt, um über folgende Punkte zu
beraten und Beschluß zu fassen:
   1) Neubildung des Steuerausschusses.
             Wahl von 6. Mitglieder und 6 Stellvertreter.

   2) Neuwahl eines stellvertretenden Schiedsmannes.

   3) Ergänzungswahl für 1. ausgeschiedenes Mit-
        glied der Wohnungskommission

  4) Gewährung eines weiteren Gemeindezuschusses
       zum Zwecke der Verbilligung von Milch.

  5) Antrag des Heinrich Kurth auf Ausgabe eines
      Kaufpreisangebotes für den Erwerb der im
     Deich gelegenen , 1,51 a großen Wiesen-
     parzelle durch die Gemeinde.

   6) Bewilligung der Mittel für die Durchführung
       des Ziegenbockhaltungsgesetzes vom 14.
       Dezember 1920.

    7) Anderweitige Festsetzung der Gebühren
         bei der Erwerbung von Eigengrab-
         stellen.

     8) Erhöhung der Verwaltungsgebühren.

     9) Antrag des Anton Bargon auf Ver-
         pachtung eines Wiesenabschnittes
        (etwa 10 Ruten groß) am Hofweiher.

      10.) Rückzahlung des von dem Rhein.
              Westf. Elektrizitätswerk A. G. in
              Düsseldorf bei der Gemeinde Troisdorf
                                                                                  auf-
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20. Juni 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 20. Juni 1923

Die Berliner Devisenbörse zeigt den extremen Kursverfall der Mark.

Berliner Devisenbörse.
19. Juni, 11 Uhr.
Tendenz: Mittelkurse, schwächer.

1 Dollar 155 750 Mark

1 holl. Gulden                61150 Mk.
1 belg. Franc                     8175 Mk.
1 dän. Krone                   27800 Mk.
1 ital. Lire                           7050 Mk.
1 engl. Pfd. Sterling   720000 Mk.
1 franz. Franc                     9600 Mk.
1 schweizer Franc         28000 Mk.
Prag                                        4675 Mk.

20. Juni 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 20. Juni 1923

Die Bergische Arbeiterstimme attestiert vielen Arbeiterfrauen einen politisch passiven „Kochtopf-Horizont“ und fordert von ihnen „mehr Aktivität“ und den Kampf „um ihre Rechte“.

                           Die Frau und die Teuerung.
       Die Verhältnisse bei den Arbeitern werden von Tag
zu Tag immer schlechtere. Die Löhne der Arbeiter und
Arbeiterinnen entsprechen der jetzigen Teuerung, welche in-
folge der Steigerung des Dollars eingesetzt hat, nicht, so
daß unter der Arbeiterschaft mehr denn je die bange Sorge
umgeht: wo soll das hinführen? Vorzüglich sind es die
Frauen, die in den Straßen, in den Läden, in der Eisen-
bahn ihre traurige Lage zum Ausdruck bringen. Sie
glauben, wenn sie recht schimpfen und ihrem Herzen da-
durch Luft machen, haben sie ihre volle Pflicht getan. Daß
sie aber an den traurigen Zuständen, welche jetzt bestehen,
dadurch nichts ändern, das erkennen sehr wenige. Dieses
Schimpfen bringt leider verschiedene Ansichten an den Tag.
Der eine Teil sagt, die Leute sind schuld daran, weil sie
nichts mehr glauben und den lieben Gott verachten, nicht
in die Kirche gehen und somit der liebe Gott sein Straf-
gericht über die bösen Menschen ergehen läßt und dieselben
mit Hunger straft. Ein anderer Teil sagt: „Ich kümmere
mich um gar nichts, das war früher so, und wird auch so
bleiben. Es hat Reiche und Arme gegeben, solange die
Welt besteht.“ Tritt man nun solchen Leuten entgegen
und nimmt den Kampf gegen Rückständigkeit und Passivität
auf, so wird man nur sehr schwer von den Frauen ver-
standen. Der Kochtopf-Horizont läßt die Dinge bei vielen-
Frauen falsch oder schief sehen. Kein Wunder, daß sie die
Teuerung als ein Schicksal auffassen, statt eine abänderliche
Erscheinung, gegen die man ankämpfen mu[ß.]
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20. Juni 1923

Quelle: Stadtarchiv Kleve, Clevischer Volksfreund 20.6.1923

In einer Zuschrift aus Kleve beschreibt der Autor die wirtschaftliche Lage und fordert ein strenges Durchgreifen gegen Profitgier und Wucherpreise.

Zum Dollartaumel.
Man schreibt uns aus Cleve:
Die wirtschaftliche Lage Deutschlands
drängt uns zu einer Entscheidung. In der
Reparationsfrage ist, soweit die Reichsre-
gierung dabei aktiv mitzuwirken hat, vor-
erst eine Pause eingetreten, bis die Entschei-
dung der Gegenseite gefallen ist. Die Reichs-
regierung wird sich aber jetzt mit den anderen
wichtigen wirtschaftlichen Problemen im In-
nern des Landes zu beschäftigen haben. Die
Hungerrevolten, die in vielen Städten des
Reiches stattgefunden haben, und deren Zuk-
kungen auch hier in Cleve bereits sichtlich
bemerkbar waren, sind Sturmzeichen, deren
Ernst unverkennbar ist und die auch in unse-
rer Stadt den zuständigen Stellen zu denken
geben sollten. Richtig ist, daß sie zum Teil
durch kommunistische Elemente hervorgeru-
fen worden sind, aber diese haben für ihre
Agitation den Boden vorbereitet gefunden.
Unter den Demonstrierenden konnten überall
sehr viele wahrgenommen werden, die we-
der Kommunisten sind, noch in irgendeinen
Zusammenhang damit gebracht werden kön-
nen. Das ist kein Wunder; denn die Ver-
hältnisse treiben mit elementarer Wucht zur
Katastrophe, wenn nicht so schnell wie mög-
lich eingegriffen wird. Noch ist es vielleicht
Zeit; bald, sehr bald dürfte es wieder einmal
zu spät sein!

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20. Juni 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 20. Juni 1923

Die Belebung des Arbeitsmarkts in Solingen wird auf die Markentwertung zurückgeführt.

       -ab-  Die Erwerbslosenziffer in Solingen ist in den letzten Wochen
gefallen. In erster Linie wird dies auf eine lebhaftere Geschäfts-
tätigkeit in der Industrie infolge der Markentwertung zurückzuführen
sein. Die noch vorhandenen Erwerbslosen, eine genaue Zahl kann
wegen der Schwankung der Erwerbslosenziffer nicht angegeben werden,
sind zum größten Teil mit Notstandsarbeiten beschäftigt. Bemerkens-
wert ist, daß sich unter den Unterstützungsempfängern etwa 15 Prozent
weibliche befinden.

Wenn Sie sich die vollständige Ausgabe des Solinger Tageblatts ansehen möchten, klicken Sie auf den Link: Solinger Tageblatt 20. Juni 1923