Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 6. Februar 1923

Aufruf zu einer kommunistischen Frauenkonferenz im Oberen Kreis Solingen

                             In ernster Stunde
ruft die Partei die Genossinnen des oberen Kreises Solingen zu einer
Frauenkonferenz zusammen. Der Parteitag ist zu Ende, in
heißem Ringen nach den besten Wegen das Proletariat zusammen-
zuschweißen zur gemeinsamen Abwehr des langsamen Hungertodes,
wurde erneut die Linie der Partei festgelegt. Soll aber die Arbeit der
Partei fruchtbringend sein, soll sie sich ihrer Aufgabe, bahnbrechend
dem Proletariat, der ganzen unterdrückten Menschheit voranzugehen,
richtig entledigen, müssen die Frauen aus ihrer Passivität heraus-
treten. Es ist nur zu verständlich, daß in der Zeit. wo die Preise fast
stündlich steigen, die Sorge die Frauen nicht zur Ruhe kommen läßt,
daß sie von derselben fast ihres klaren Denkens beraubt werden.
   Unsere Aufgabe wird es sein, sie vor dem Schlimmsten
zu bewahren, sie nicht der Verzweiflung in die Arme treiben zu lassen,
ihnen aufzuzeigen, was der Klassenkampf und die Revo-
lution von ihnen fordert.
   Hierzu die nötigen Schritte einzuleiten, wird Aufgabe der Frauen-
konferenz sein. Jeder Genosse, der erkannt hat, daß die Revolution
die ernste Mithilfe der breitesten Frauenmassen erfordert, wird dazu
beizutragen haben, daß die Konferenz gut besucht wird. Ganz be-
sonders werden die Frauen zu erscheinen haben, die irgendeine öffent-
liche Tätigkeit, sei es im Stadtparlament, in den Kommissionen,
Elternbeiräten und dergl[eichen] mehr, bekleiden.
   Genossinnen und Arbeiterfrauen, rafft euch auf aus eurer Le-
thargie, nicht kampflos wollen wir untergehen. Zeigt der besitzenden
Klasse, daß ihr bereit seid, für euer Heiligstes, für eure Kinder, den
Kampf mit den Vampiren der menschlichen Gesellschaft aufzunehmen.
                                                      J. A.: der FAK.: Anna Wasser.