Archiv für den Tag: 29/01/2023

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, B 3200 „Schule Eschmar, Schulchronik“ 1872-1928, S. 81

Pfarrer Johannes Hellen verlässt die Gemeinde Richtung Lohmar.

29.I.23.           Herr Pfarrer Hellen verließ am 28.I.23 die
                        Pfarrgemeinde Sieglar + trat seinen neuen
                        Wirkungskreis in Lohmar an.

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-7-934.0000

Entwurf eines Schreibens. Laut Randvermerk am 30. Januar ausgefertigt und abgesandt. Die Stadt Düsseldorf dankt der Zentralstelle des Verbandes Deutscher Obst-, Gemüse- und Südfrüchte-Großhändler für die in Aussicht gestellte Spende badischer Landwirte in Form von Kartoffeln, Obst und anderen Lebensmitteln für die Volksspeisung.

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Kleve, B 14, Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 29. Januar 1923, S. 280

Auf der zweiten kurzfristig einberufenen Sitzung der Stadtverordneten teilt der Bürgermeister von Kleve, Dr. Heinrich Wulff, mit, dass ihm aufgrund seiner Weigerung zur Unterbringung belgischer Zollbeamter von der Besatzungsbehörde seine Amtsenthebung angekündigt wurde. Die Niederschrift des Protokolls konnte er nicht mehr selbst unterschreiben, weil er bereits abends verhaftet worden ist.

                                               Sitzung
                                                  der
dringlichen Stadtverordneten-Versammlung am
Montag, den 29. Januar 1923

      Gesetzmäßig zusammenberufen durch Einla-
dungsschreiben vom 29. Januar 1923. (Die Einladung
erfolgte wegen Dringlichkeit mit abgekürzter Frist
§ 38 der Städteordnung.)
      Nach Eröffnung der Versammlung wurde in
geheimer Sitzung verhandelt was folgt:
      Der Vorsitzende gab eine Darstellung des
weiteren Verlaufes der Ereignisse. Es sei ihm wegen
der Verweigerung der Unterbringung von 3 belgischen
Zollbeamten die Amtsenthebung von der Besatzungs-
behörde in Aussicht gestellt worden.
      Bis jetzt – zum Beginn der Sitzung – habe er
aber die in Aussicht gestellte schriftliche Nachricht
noch nicht erhalten.
      Beigeordneter Brohl sprach dem Vorsitzenden
namens des Gewerkschaftsbundes Dank und Aner-
kennung aus für sein festes, mannhaftes Verhalten.
      Die Besprechung der Frage, wie es werden sol-
le, wenn der Bürgermeister und der besoldete Bei-
geordnete entfernt worden seien, gaben die unbesol-
deten Beigeordneten die Erklärung ab, daß sie dann
ihrerseits nach pflichtmäßigem Ermessen handeln würden.
      Es wurde dann noch auf die Notwendig-
keit hingewiesen, die unbesoldeten Beigeordneten,
die infolge der Geschäftsführung ihrem Berufe ent-
zogen werden und dadurch Schaden erleiden, aus-
reichend zu entschädigen. Dabei wurde der Auffassung
Ausdruck gegeben, daß dies bereits durch den am 27. d[es] M[ona]ts
gefaßten Beschluß betr[effend] die Gewährleistung voller Schadlos-
haltung von städtischen Beamten und sonstigen Bürgern
geregelt sei.
      Zwecks Schaffung vollkommener Klarheit
wurde aber auch noch einstimmig bestätigt, daß dieser
Beschluß dahin auszulegen sei, daß den unbesoldeten
Beigeordneten Ersatz aller Ausfälle, die ihnen durch
ihre Amtsführung entstehen, gewährleistet sei.
[Unterschriften:]
                   Fleischhauer                 W. Lamers
                                                                F. Jennen
                                                                Haarhaus

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 29. Januar 1923

Stadt Solingen schafft billige Holzsärge für Unterstützungsempfänger an.

       Ankauf von 100 billigen Holzsärgen durch die Stadt. Ueber
die Frage der Beschaffung billiger Särge, die kürzlich Gegenstand
von Beratungen in der Unterstützungskommission war, weiß das
„Volksblatt“ noch mitzuteilen, daß die Stadtverwaltung beschlossen
hat, nicht die in unserem Bericht als unpraktisch bezeichneten
Gipssärge einer Kölner Firma, sondern 100 Holzsärge zu 35 000
Mark das Stück zu kaufen. Diese Särge sind in erster Linie
für die Unterstützungsempfänger bestimmt, sollen jedoch auch von
anderen in Not geratenen Bürgern käuflich erworben werden
können.

Wenn Sie sich die vollständige Ausgabe des Solinger Tageblatts ansehen möchten, klicken Sie auf den Link: Solinger Tageblatt 29. Januar 1923

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 29. Januar 1923

Kinder stehlen Kohlen auf den Bahnhöfen. Die „Bergische Arbeiterstimme“ mahnt die Eltern.

   — Die Kleinen haben von den Großen gelernt. Die Kohlen-
diebstähle auf den Verladebahnhöfen, so klagt die hiesige Verwaltung
mehren sich in erschreckender Weise. Es ist beobachtet worden, daß
einzelne Leute nicht allein nur für ihren Hausbedarf stehlen, sondern
daß sie auch von den gestohlenen Kohlen wieder an andere verkaufen
und dabei glänzende Geschäfte machen. Leider wird immer wieder
wahrgenommen, daß Kinder von den Eltern angehalten werden, auf
den Bahnhöfen Kohlen zu stehlen. Die Eltern denken wohl nicht
daran, wie verderblich dies auf die Kindesseele wirkt, und vergessen,
daß sie dadurch ihre ganze Autorität dem Kinde gegenüber opfern.
Die Bahnhöfe werden jetzt ständig von Eisenbahnkriminalbeamten
und von solchen von der Ortspolizei beobachtet. Es sollen auch die
Personen angezeigt werden, die unbefugt das Bahngelände betreten.
In letzter Zeit mehren sich die Fälle des Diebstahls von Dachrinnen,
Bleibedeckungen, Bleirohren von Häusern, eiserner Rinnendeckplatten
usw. Es ist beobachtet worden, daß die Diebstähle meist von 12-
bis 17jährigen Jungen ausgeführt werden und es ist festgestellt, daß
leider solch heikle Gegenstände von Althändlern aufgekauft werden,
obschon diese wissen mußten, daß den Bestohlenen durch das Weg-
nehmen der Sachen größerer Schaden erwächst und daß sie
sich der Gefahr aussetzen, schwer bestraft zu werden. Die Althändler
können auch dann bestraft werden, wenn sie die genannten Gegen-
stände in zertrümmertem Zustande aufkaufen. Sie sind verpflichtet,
sich zu überzeugen, daß die angekauften Sachen reeller Herkunft sind.

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 29. Januar 1923

Die Solinger Polizei hat scheinbar ein Alkoholproblem, meint zumindest die „Bergische Arbeiterstimme“

     Schutz vor Schutzleuten!
   Es weiß der Teufel, was mit einigen der Solinger Polizei-
beamten los ist. Es hat fast den Anschein, als seien auch diese von
der nationalistischen Narkose nicht verschont geblieben. Jedoch ein
altes Sprichwort sagt: „Wie der Herr, so’s Gescherr.“ Es wird uns
da heute früh wieder berichtet, daß gestern, Sonntag, vormittag
gegen 9 Uhr die Hasselstraße hierselbst in Aufregung versetzt wurde
durch das tollste Benehmen eines hiesigen Polizeibeamten. Ein
junges Mädchen, welches zu seiner Schwester, wohnhaft Imklauberg,
wollte, sah sich plötzlich ohne jede Veranlassung von dem
Beamten scharf verfolgt. In seiner Not flüchtete es in das Haus
Hasselstraße 12, bis in die 1. Etage. Hierhin war auch der „Schutz-
mann“ gefolgt. Das bedrängte Mädchen rief laut um Hilfe, die
ihm denn auch gewährt wurde, indem die erstaunten Hausbewohner
dem total betrunkenen Polizeier rieten, sich zu verduften,
er habe sich ja schändlich blamiert. Das vermochte er jedoch nicht
einmal mehr zu begreifen, torkelte dann aber doch seiner Wege.
Wie uns mitgeteilt wird, hat der Schwager des Mädchens bereits
Anzeige erstattet. Wenn das schon bei deutschen Ordnungshütern
zu verzeichnen ist, dann braucht man sich über ähnliche Fälle seitens
der Schwarzen im besetzten Gebiet erst gar nicht zu empören.
   Es dürfte nun endlich an der Zeit sein, mit den Alkoholfreunden
bei der hiesigen Polizei ein ernstes Wörtchen zu reden. Das
kann so nicht weitergehen; da hört denn doch jegliche menschliche
Rücksichtnahme auf.

29. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 29. Januar 1923

Der ADGB Solingen protestiert gegen die Kriegsgefahr. Die Bergische Arbeiterstimme kommentiert mit weiteren politischen Empfehlungen.

                                 Gegen die Kriegsgefahr!
                     Gegen den nationalistischen Rummel!
                      Forderungen des ADGB., Solingen.
   Der Ortsausschuß Solngen [sic!] des ADGB. nahm in seiner letzten
Sitzung folgende Resolution an:
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29. Januar 1923

Quelle: Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, Nachlass Herbert Eulenberg, Brief von Herbert an Hedda Eulenberg (Auszug), New York, 29. Januar 1923.

Während seiner Vortragsreise beschäftigt den Schriftsteller Herbert Eulenberg vor allem die grassierende Geldentwertung in der Düsseldorfer Heimat. Seine persönliche Versorgungssituation in den USA sei derweil „von märchenhafter Güte“. – Mit „Bernhard“ ist der Chefredakteur der „Vossischen Zeitung“, Georg Bernhard, gemeint.

[…] An Bernhard (Vossische in Berlin) schreibe bitte, daß er mir ja bei
fortschreitender Entwertung der Mark ein höheres Honorar ausgesetzt
habe. Vielleicht findest du den Brief von ihm wieder, in dem
er mir dies versprach. Wir sind ganz entsetzt über den neuerlichen
Sturz der Mark. Das heißt, uns kann es ja weiter nicht unangenehm
sein. Aber für die meisten unserer Volksgenossen ist es ein fürch-
terlicher Schlag. Wie mögt Ihr jetzt nur dort leben? Sind die Le-
bensmittelpreise wieder weiter gestiegen? Ich erwarte mit Sehn-
sucht deine Nachrichten. Hier kennt man die leidige Sorge um den
Fraß nicht. Das Essen ist hier überall von märchenhafter Güte. Ins-
besondere fällt einem der dicke Rahm auf, den es hier gibt und
den wir seit Jahren nicht mehr kennen, ja selbst vor dem Kriege
nicht so gekannt haben. Weil der Kaffee und Tee hier so vortrefflich
ist, gewöhnt man sich auch ganz leicht an das ständige Wasser-
trinken. Ich muß gestehen, daß ich den Wein noch nicht ein
einziges Mal vermißt habe. Es stößt mich gradezu ab, wenn
ich in Vergnügungshäusern zuweilen beobachte, wie einer heim-
lich eine Wiskyflasche aus der Tasche hervorzieht und sich
verschwiegen ein Wasserglas vollgießt. […]