Archiv für den Tag: 15/01/2023

15. Januar 1923

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Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-3-7487.0000

Schreiben des Elektrizitätswerks an das Besatzungsamt mit der Bitte um Weiterleitung an die Besatzungsbehörde, dass der Kohlenmangel weiter zugenommen hat. Weiterer Schriftverkehr bis zum 22. Januar. Transkribiert wurden v.a. die handschriftlichen Texte.

[Transkription Blatt 21 letzter Absatz und Rückseite erster Absatz:]

[…] Diese Verhältnisse, die offenbar mit den durch die Besetzung
des Ruhrgebietes eingetretenen Schwierigkeiten im Zusammenhang stehen, können zu den schwer-
wiegendsten Folgen für den Fortgang des hiesigen Wirtschaftslebens, für die Ver-
sorgung der Krankenhäuser und sonstiger lebenswichtiger Betriebe führen.
Auch muss bei einer weiteren Einschränkung der öffentlichen Be-
leuchtung damit gerechnet werden, dass die Unsicherheit weiter
um sich greift. 15. Januar 1923 weiterlesen

15. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 15. Januar 1923

Kommentar zum „verordneten“ Generalstreik im „Ruhrkampf“

           Der Generalstreik wird zum Unsinn,
zum blühendsten Unsinn, wenn derselbe von jenen Leuten diktiert
wird, die ihn sonst in Grund und Boden verdammen. Es ist zum
Lachen! — Halt, es ist 11 Uhr, Glockengebimmel, Sirenengeheul,
die Fenster und Türen werden aufgerissen und alles bricht in
frenetisches Gelächter aus über — das „sinnreiche“ Diktat aus Berlin
von Stinnes und Konsorten. Doch alles geht seinen gewohnten Gang
wie zuvor, kein Mensch stört sich an die Zeremonie. Wir schauen aus
dem Fenster, doch nichts ist zu bemerken von Streik. Nur die
Straßenbahn steht still und ein Hund steht da verdutzt auf der Straße
und schaut in die verrückte Welt hinein. . .
   Und wieder heulen die Fabriksignale. Der halbstündige General-
streik ist ohne Zwischenfall beendet. Wieder geht’s in die Tretmühle,
wie es das brutale Kapital diktiert. Wie lange noch? Bis
zum befreienden Diktat des Proletariats!

15. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 15. Januar 1923

Die Einschätzung zur Arbeitsmarktlage des Rheinlands steht unter dem Eindruck der Besetzung des Ruhrgebiets am 11. Januar 1923 durch französisches und belgisches Militär und des von Reichskanzler Wilhelm Cuno verkündeten „passiven Widerstands“ gegen die Besatzungstruppen. Zu diesem Widerstand gehört, dass jegliche Zusammenarbeit mit den Besatzern verweigert werden soll. Die rheinische Wirtschaft hat zu diesem Zeitpunkt eine große Bedeutung für Deutschland insgesamt. Der im Artikel erwähnte „Achtstundentag“ wurde mit der Arbeitszeitverordnung vom November 1918 eingeführt. Diese Arbeitszeitregelung (acht Stunden als Normalarbeitszeit) bedeutete eine der wichtigsten sozialen Errungenschaft der Arbeiterbewegung gegenüber den Unternehmerverbänden. Noch vor dem Ende des Krisenjahres 1923 werden die Vorgaben des „Achtstundentags“ durch eine neue Verordnung wieder aufgeweicht. 

                                      Wirtschaftlicher Teil.
                                                        –
                       Ruhrbesetzung und Arbeitsmarkt.
       * Ueber den Arbeitsmarkt in der Woche vom 16. bis 21. Ja-
nuar meldet das Landesarbeitsamt der Rheinpro-
vinz:
       Die Entwicklung des Arbeitsmarktes blieb auf der abstei-
gende [sic!] Linie. Es erübrigt sich heute, die oft genug dar-
gelegten Dinge zu wiederholen. Immer deutlicher ist zu er-
kennen, daß es sich nicht um Konjunkturwandlungen im gewöhn-
lichen Sinne handelt, sondern um eine fortschreitende
Entkräftung, die in der Geschichte der modernen Wirt-
schaft keine Parallele hat. Man muß zurückgehen in die Zeiten
des alten römischen Imperiums, um einen Vergleich zu finden.
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