Archiv für den Tag: 06/01/2023

6. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 6. Januar 1923

In Paris finden Verhandlungen über die Ausgestaltung der Reparationszahlungen statt, wobei unterschiedlich hohe Forderungen vertreten werden.

Um die Goldmilliarden.

   Zu der Donnerstag nachmittag abgebrochenen
Pariser Konferenz äußerte sich unser Berliner
k.-Mitarbeiter wie folgt:

 In Paris hat der Kampf um die Goldmil-
liarden, um die Verteilung der Beute eingesetzt.
Der Reparationskonferenz liegen vier Vorschläge
vor, der französische, der englische, der italienische
und der deutsche. Am weitesten geht der erste
Poincares Forderungen jonglieren zwar mit den
Worten Reparationsnachlaß und Moratorium,
aber sie gehen im Grunde genommen noch über
das Londoner Ultimatum hinaus. Der Verzicht
auf die Obligationen der Serie C, die 82 Milliar-
den Goldmark betragen ist bloß eine Geste; denn
sie sind in dem Londoner Zahlungsplan, der nur
die Obligationen A und B in Höhe von zusam-
men 50 Milliarden vorsieht, garnicht enthalten,
und man hat in den alliierten Ländern längst ein-
gesehen, daß es sich bei der Serie C nur um ein
Phantasiestück handelt, daß die Kraft des aus-
gesogenen deutschen Volkes nicht einmal zur
Verzinsung oder gar Tilgung der Obligationen
A und B hinreicht. Dabei will Frankreich auf
die Serie C nur verzichten, wenn England seinen
Anteil an den A und B Obligationen ganz oder
zum Teil an Frankreich zediert. Der franzö-
sische Reparationsplan, der dabei noch an den
Sachlieferungen festhält und von einer Aufrech-
nung der Besatzungskosten nichts wissen will,
der ferner ein System unerträglicher Kontrollen
und Sanktionen vorsieht, kann als Verhand-
lungsgrundlage überhaupt nicht in Betracht kom-
men; er strebt keine Lösung des Reparations-
problems, sondern die Vernichtung Deutschlands.

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6. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 6. Januar 1923

Der Überblick zu den „örtlichen Ereignissen des Jahres 1922“ wurde in der gestrigen Ausgabe des Solinger Tageblatts begonnen und wird hier fortgesetzt.

                            Aus Stadt und Umgegend.
                                                                    Solingen, 6. Jan[uar].
                Die örtlichen Ereignisse des Jahres 1922.
                                      Zweites Halbjahr.

Juli.
       1. Kundgebung der bürgerlichen Republikaner gegen den
            Rathenaumord.
       8. Der Nordstädtische Schützenbund begeht sein 25jähriges
            Bestehen.
    10.-15. Lichtspielwoche der Arbeitsgemeinschaft für Jugend-
            lichtspiele.
    15. 25 Jahre verflossen seit der Einweihung der Müngstener
            Brücke.
    22. Tagung der Vereinigung rheinischer Ortskrankenkassen in
            Solingen.
    31. 25jähriges Bestehen des Spar- und Bauvereins Solingen.
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6. Januar 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 6. Januar 1923

Die Redaktion der Bergischen Arbeiterstimme wirft der Solinger Stadtverwaltung vor, leichtsinnig Kartoffeln verderben zu lassen, was insbesondere die ärmere Bevölkerung schädige. Um Einfluss auf die städtisch organisierte Lebensmittelversorgung zu bekommen, werden „proletarische Kontrollausschüsse“ mit „polizeilichen“ Befugnissen gefordert. 

                 Eine große Menge städtischer Kartoffeln
                                            verdorben.
       Vorgestern wurde uns mitgeteilt, daß von den städtischerseits
eingekellerten Kartoffeln der größte Prozentsatz verfault sei. Wir
überzeugten uns denn gestern nachmittag persönlich davon und
mußten leider konstatieren, daß die uns gewordene Mitteilung keines-
wegs übertrieben war. In dem Keller der Schule Burgstraße,
wo einige hundert Zentner lagern, ist jedenfalls die Hälfte di-
rekt verdorben und der Rest höchstenfalls noch als
Viehfutter zu verwenden. Die Kartoffeln sind derart stark in
Fäulnis übergegangen, daß die armen Frauen, die dort mit dem
Verlesen der Knollen beschäftigt waren, nur zu bemitleiden sind.
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