15. Dezember 1923

Quelle: Kreisarchiv Euskirchen, Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt) vom 15. Dezember 1923

St. Nikolausfeier im Jünglingsverein Schleiden

St. Nikolaus im Schleidener Jünglingsverein.
Am Nikolaustage veranstaltete der hiesige Jüng-
lingsverein im Schlosse einen fröhlichen Abend, in
dessen Mittelpunkt die Bescherung stand. Recht
zahlreich hatte sich unsere Jugend eingefunden.
Weit über 100 Jünglinge zählte unsere Schar.
Die Ouverture zum Feste spielte in trefflicher Weise
die Mandolinenabteilung, die auch am Schlusse
mit einem Marsche aufwartete. Geschäftliches war
nur wenig zu erledigen. Als freudige Nachricht
konnte Herr Pater Brendt mit Recht den Bei-
tritt eines neuen Ehrenmitgliedes und die Auf-
nahme neuer Mitglieder bezeichnen. Den Mittel-

punkt des Abends bildetet, wie gesagt das Erscheinen
des hl. Mannes und des Hansmuffs, die mit
dem Nikolausliede begrüßt wurden Wer hätte
sich nicht bei dem Anblick der hohen Bischofsfigur,
deren Fest in rheinischen Landen so recht boden-
ständig ist, in feine Kindheit zurückversetzt? Wie
reich war nicht das Füllhorn seiner Gaben wie
reich nicht der Verse sprudelnder Witz! Bedachte er die
beiden anwesenden Geistlichen Herren, die Herren
Oberpfarrer Frings und P. Brendt mit Mitra
und Bischofsstab, so konnte sich erst recht keiner
des Lachens erwehren, als er aus seinen Geschenken
ein richtiges fettes Schwein – jedoch mit einem
respektabeln hölzernen Knochen darin – das in
der Backstube des Herrn Wiertz das Licht der
Welt erblickte, hervorzauberte. Wie richteten sich
da die Blicke aller auf den Besitzer dieser seltenen
und edlen Gabe!
Wer hätte nicht lachen sollen, als St. Nikolaus
zwei unverehelichten Herren Jungfrauen aus Weck-
teig zudachte damit auch sie der Liebe Glut ve-
spürten! Und doch barg des hl. Mannes Rede
manche heilsame Mahnung für die Liebe Jugend.
Als Theaterstück wurde zum Besten gegeben ,,Der
geleimte Onkel“ mit dem humoristisch wirkenden
,,Heini, dreh noch mal“ das wahre Lachsalven
hervorrief. In der Nikolausfeier kam so recht zum
Ausdruck, daß es auch noch edle Freuden gibt, die
echt erzieherisch wirken und auf die Seelen der
Jungen nachhaltigen Einfluß üben. Darum sei
auch allen denen gedankt, die durch ihre reichen
Spenden zum Gelingen des Abends beigetragen
und damit bewiesen haben, daß in allen Schichten
der Bürgerschaft, bei arm und reich, der Gedanke
der Jugenderziehung und Jugendfürsorge tiefe
Wurzeln geschlagen hat!  K.


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Kreisarchiv Euskirchen (15. Dezember 2023). 15. Dezember 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 25. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/agap


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