Quelle: Kreisarchiv Euskirchen, Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt) vom 8. Dezember 1923
Dank des Landrates Graf von Spee für die Unterstützung während des Separtistenaufstandes und der Lebensmittelkrise
Schleiden, 4. Dez. In einer auf gestern
Abend in’s Hotel Büsch einberufenen Versammlung
der Beamten-, des Gewerbevereins sowie der christl[ichen]
Gewerkschaft für Holzarbeiter zur Besprechung
wirtschaftlicher Fragen ergriff Herr Landrat Graf
v. Spee, welcher der Versammlung beiwohnte,
das Wort zu einer längeren Rede, in der er wirt-
schaftliche Fragen und besonders die heutige Not-
lage in allen Kreisen der Bevölkerung eingehend
behandelte. Zu Eingang seiner Rede dankte er
zunächst den Bewohnern Schleidens in herzlichsten
Worten für die Hilfe, die seiner Gattin und seinen
Kindern, nachdem er bei dem Separisten-Ueberfall
am 26. Oktober auf die bekannte Weise aus seinem
Wirkungs- und Familienkreise gerissen worden war
von allen Seiten zu Teil geworden sei, sodann
der gesamten Bevölkerung des Kreises für die
energische Abwehr , die sie den Sonderbündlern
habe zu teil werden lassen. Darauf machte er die
Versammlung bekannt mit den auf den verschiedenen
Sitzungen der Behörden in Berlin und Cöln, an
denen er in der letzten Zeit vor Wiederaufnahme
seiner Amtstätigkeit wiederholt teilgenommen, ge-
troffenen Maßnahmen zur Steuerung der Not im
besetzten Rheinland. Er hob hervor, daß es dem
Reiche an den nötigen Mitteln fehle, überall
helfend einzugreifen und bezeichnete es als un-
bedingt erforderlich, daß sich in den einzelnen
Kreisen und Gemeinden Notgemeinschaften bildeten,
die es sich zur Aufgabe machten, durch Samm-
lungen die Mittel aufzubringen, um der dringendsten
Not der Minderbemittelten zu steuern. Es sei
aber auch Pflicht jedes Einzelnen, an seinem Teile
nach Kräften seinen notleidenden Mitbürgern bei-
zustehen Wenn dies allenthalben geschehe, dürfe
man das Vertrauen haben, daß die Zukunft
sich bald wieder besser gestalten würde. Herr
Bürgermeister Langen dankte dem Herrrn Landrat
für seine interessanten Ausführungen und konnte
die erfreuliche Mitteilung machen, daß durch
Sammlungen in der hiesigen Gemeinde so namhafte
Beträge aufgebracht worden seien, daß manches
beschafft werden könne, was vorerst zur LInderung
der größten Not erforderlich sei.
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Kreisarchiv Euskirchen (8. Dezember 2023). 8. Dezember 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 10. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/ag94