Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 7. Dezember 1923
Oskar Plenge agitierte auf der von der KPD veranstalteten Protestversammlung in der Solinger Stadthallte gegen den Rheinland-Separatismus und die reformistischen Gewerkschaftsführer.
Die Kundgebung der Solinger Arbeiter.
Die gestern stattgefundene, von der KPD. einberufene
öffentliche Kundgebung in der Stadthalle Solingen gestaltete
sich zu einem Massenprotest gegen die Aushungerung der ar-
beitenden Bevölkerung durch die Kapitalistenklasse, die sich
schamlos während des Ruhrkampfes bereicherte und nunmehr
die westlichen Gebiete Deutschlands vom ausgeplünderten Reiche
sprengt, um künftig, gestützt auf französische Bajonette, gemein-
sam mit den ausländischen Kapitalisten die Arbeiterklasse aus-
zubeuten.
Der Referent, Genosse Plenge, wies treffend nach, das
die legale Loslösung der Rheinlande durch die Schwerindustrie
und den Klerikalismus die zwangsläufige Folge der sozialdemo-
kratischen Burgfriedenspolitik sei. Die Kapitalisten, die während
des Ruhrkampfes dem „Volksgenossen“ Arbeiter die Notwendig-
keit der „Waffenbrüderschaft gegen Poincaré“ einredeten, stürzen
jetzt Millionen Arbeiter ins Elend der Arbeitslosigkeit. Dieses
grauenhafte Elend der Erwerbslosen wäre nicht vorhanden,
wenn die reformistischen Gewerkschaftspolitiker, statt Arbeits-
gemeinschaft mit dem Unternehmertum, proletarischen Klassen-
kampfpolitik getrieben hätten. Jetzt bekommen die
Reformisten vom Stinneskapital den verdienten Tritt. Trotzdem
verraten die Bergarbeiterführer den Achtstundentag, um den
Profit der Stinnes, Klöckner usw. zu retten.
Die Arbeitermassen müssen die Gewerkschaftsführer jetzt
endlich zwingen, den Kampf für die Oeffnung der Betriebe
aufzunehmen. Die Loslösung der Rheinlande, sei es legal
oder illegal, bekämpft die Arbeiterschaft des besetzten Gebiets
auf das schärfste. Die Arbeiter lassen sich nicht ein in Berlin
zusammengeschobenes Parlament vor die Nase setzen.
Die vereinigte Kraft der Arbeiterklasse wird die Säbel-
diktatur der Schwerindustriellen wie Glas zersplittern. Aktivi-
sierung und Mobilisierung der Werktätigen ist es, was die
kapitalistischen Unterdrückungspläne. — Aufhebung des Acht-
stundentages und Zuchthausarbeit — verhindern. Die Kraft
des Proletariats ist riesenstark, wenn sie zusammengefaßt in
Bewegung gesetzt wird. Die Versammelten stimmten dem Re-
ferenten stürmisch zu.
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Stadtarchiv Solingen (7. Dezember 2023). 7. Dezember 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 10. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/ag2h