Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 30. September 1923

In München versammelten sich Anhänger der Nationalsozialisten und des Freikorps Roßbach. Adolf Hitler hält eine Ansprache in einem Saal von Augustiner-Bräu.

Die Lage in München

   Mtb. München, 29. Sept. Die Samstagsaus-
gabe des „Völk. Beobachters“, die am Freitagabend
zur Ausgabe gelangte, erklärt an der Spitze des Blat-
tes in auffallendem Druck, in verschiedenen Gesprächen
der letzten Tage habe Generalstaatskommissar Dr.
v. Kahr erklärt, was er tue, tue er mit Billigung
des Königs. Er betrachtete sich als dessen Statthal-
ter. Die Verantwortung für diese Meldung muß
selbstverständlich dem Blatte überlassen bleiben. An
anderer Stelle wird mitgeteilt, daß Sturmabteilun-
gen der drei Kampforganisationen am Donnerstag
abend im Saale des Augustinerbräus zusammen-
kamen. Hauptmann Röhn, Dr. Weber und Adolf
Hitler hielten Ansprachen, wobei Hitler u. a. aus-
führte, der Deutsche Kampfbund sei der Ueberzeugung
daß Völkerschicksale nicht erschwätzt, sondern mit Blut
und Eisen erkämpft werden müßten. Er sei ein Ver-
band von Männern, die, wenn es aufs Ganze gehe,
das große Ziel im Auge, jeden Widerstand brechen
würden.

   Mtb. München, 29. Sept. Am Freitagabend
meldeten sich, nachdem der Tag ruhig verlaufen war,
vor dem Löwenbräukeller, wo die Kundgebung
der Roßbachtruppe und der Nationalsozialisten an-
gesagt war, stärkere Gruppen von Angehörigen dieser
Verbände, da ein Teil der Presse irrtümlich die Nach-
richt gebracht hatte, daß die Versammlung gestattet
worden sei. Da die Polizei die Eingänge besetzt
hatte, zogen die Leute nach einiger Zeit ab und impro-
visierten in einem in der Nähe gelegenen Saal eine
interne Zusammenkunft. Die Polizei hatte bisher
keine Veranlassung, einzuschreiten. Vor dem Ver-
lagsgebäude der Münchener Post am Freitagabend
fand gegen 9 Uhr ein starker Menschenauflauf statt.
Anscheinend sollte ein Angriff auf das Gebäude er-
folgen. Die Landespolizei griff mit Panzerautos
und mit mehreren, mtt Maschinengewehren bewaff-
neten Autos ein und zerstörte den Zugang der
Straße.
   Mtb. München, 29. Sept. Laut „Völkischer
Beobachter“ ist das Haus, in dem der französische Ge-
sandte für Bayern, Herr Dard, seine Büros hat,
am Donnerstag von sechs Beamten der Landespolizei
in feldmarschmäßiger Ausrüstung bewacht worden.
Am Freitag wurde die Wache durch Schutzmann-
schaft gestellt.