Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, A 294 „Protokollbuch Finanzkommission“ 1919-1926, S. 154-157
Die Troisdorfer Finanzkommission berät in der Sitzung unter anderem über die Einführung von Notgeld in der Gemeinde Troisdorf. Auch wird über die Beschaffung von Brennmaterial und Kartoffeln verhandelt.
Verhandelt,
Troisdorf, den 30. August 1923.
Anwesend
Hagen
Beigeordneter
als Vorsitzender
und die Mitglieder
Georg
Huber
Kutzner
Mannstädt
Schneider
Schüller
Schüthuth
Auf Einladung versammelte sich
die Finanzkommission wie neben-
stehend angegeben, zur Erledigung
folgender
Tagesordnung:
1) Erhöhung der Umlagen auf die
Grund-Gebäude-Gewerbe- und Be-
triebssteuer für das Rechnungs-
jahr 1923 infolge der eingetretenen
Geldentwertung.
2) Erhöhung der Gemeinde-Hunde-
steuer vom 1. Oktober 1923 ab.
3) Herstellung von Notgeld durch
die Gemeinde.
4) Beschaffung von Brennmaterial
und Kartoffeln durch die Gemeinde.
5) Antrag des Beamtenausschusses
auf Errichtung einer weiteren
Gemeindesekretärstelle und einer
weiteren Kassensekretärstelle.
6) Neuanstellung von 2 Nachtwächtern.
7.
7) Antrag der Ortsgruppe Troisdorf des
Verbandes der Invaliden und
Witwen Deutschlands auf Ver-
billigung von Brand- Gas und
Wasser.
8) Anderweitige Festsetzung des Kleider-
geldzuschusses und der Fahrradent-
schädigung für die Polizeibeamten.
9) Bewilligung eines Beitrages
für deutsche Jugendherbergen.
Nachdem Herr Beigeordneter Hagen
die Sitzung eröffnet, wurde von
Gemeindeverordneter Schüthuth
beantragt, zunächst über Punkt 5
der Tagesordnung zu beraten.
Zu 5
Nach eingehender Beratung wurde
mit 4 gegen 3 Stimmen beschlossen,
dem Gemeinderate vorzuschlagen,
die Wahlen der errichteten und
der neuzuerrichtenden Gemeinde-
und Kassensekretärstellen bis
nach Klärung der politischen
und wirtschaftlichen Lage zu
vertagen.
Zu 1
Vorgeschlagen wird die Umlage
auf die Grund- und Gebäudesteuer
auf 100 000 000% und die
Gewerbe- und Betriebssteuer auf
300 000% für das Steuerjahr 1923/24
festzusetzen.
Zu 2
Vorgeschlagen wird die Hunde-
steuer vom 1.10.1923 ab wie
folgt zu erhöhen:
für den 1. Hund auf 6 000 000 M, für
für den 2. Hund auf 15 000 000 M und
für den 3. Hund auf 25 000 000 M.
Zu 3
Der Vorsitzende schilderte die
Notwendigkeit der Ausgabe von
Notgeld. Die Gemeinde sei durch den
Mangel an Zahlungsmitteln ge-
nötigt gewesen für 40 000 000 000 M
Zahlungsmitteln auszugeben.
Finanzkommission ist einstimmig
mit den Maßnahmen der Ver-
waltung einverstanden.
Zu 4
Finanzkommission beschließt dem
Gemeinderate vorzuschlagen, so-
weit es die Finanzlage der Ge-
meinde nur eben zuläßt, Brenn-
material (Briketts pp.) und Kar-
toffeln für den Winterbedarf
zu beschaffen.
Zu 6
Die Angelegenheit wird zurück-
gestellt und der Beigeordneter
Hagen beauftragt, zunächst mit
dem z. Z. noch dienstleistenden
Nachtwächter Schmitz in Unter-
handlung einzutreten.
Zu 7
Finanzkommission beschließt, den
besonders bedürftigen Leuten
eine Verbilligung von Brand,
Gas und Wasser auf Antrag zu
gewähren. Die Prüfung der
Bedürftigkeit soll durch 2 orts-
kundige
kundige Gemeindeverordnete vor-
genommen werden und von diesen
auch die Höhe der Verbilligung
festgesetzt werden.
Zu 8
Finanzkommission lehnt es ab
Vorschläge zu machen und über-
läßt die Festsetzung eines ange-
messenen Zuschusses dem Herrn
Landrate.
Zu 9
Dem Zweigausschuß Rheinland e.V.
für deutsche Jugendherbergen
in Düsseldorf soll ein Kostenzu-
schuß von 100 M pro Kopf der
Bevölkerung gewährt werden.
Außerhalb der Tagesordnung,
wurde beschlossen, die von der
Gemeinde hergestellten Särge
nur für wirklich armen Verstorbenen
kostenlos zu liefern, worüber
der Bürgermeister bezw. sein Stell-
vertreter von Fall zu Fall zu
entscheiden hat.
Vorgelesen, gen. & unterschr.
Kutzner Mannstaedt Georg
Schüthuth Huber. Schneider Schüller
Hagen
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Stadtarchiv Troisdorf (30. August 2023). 30. August 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 15. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/afqu