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Quelle: Stadtarchiv Solingen, Akte Gräfrath G 2044, Verhandlung 6. Januar 1923 bis 22. Januar 1923
Polizei Gräfrath: Verhandlung über einen Kohlendiebstahl
-Seite 1-
Verhandelt Gräfrath, am 6. Januar 1923.
Des Beschuldigten
1. Vor- und Zuname: (Rufname unterstreichen, bei
Frauen Geburtsname)
Albert Kilian
2. Beruf, Gewerbe: Fabrikarbeiter
Ob selbständig: nein
3. Wohnort bezw. Wohnung: Gräfrath
Ehren Nr. 2
4. Früherer Aufenthaltsort: Wald
in Gräfrath, seit 1917
5. Lebensalter: geboren am 21.11.1866
6. Geburtsort: Damsdorf Kreis Büdow
7. Staatsangehörigkeit: Preussen
8. Familienstand: verh[eiratet]
z. Z. ledig, verheiratet (wenn Witwer oder Witwe,
verheiratet gewesen) mit Katharina geb.
Derkum, verwitwet, geschieden, von der
Familie getrennt lebend, wieviel Kinder – – – –
4 Stiefk[inder]
im Alter: – – – –
9. Religion: kath[olisch]
10. Name der Eltern: Eduard K. und
Karoline geb. Bartels. Eltern
tot.
11. Vermögensverhältnisse: Unvermögend.
Kann der Beschuldigte Kosten zahlen: nein
Arbeitsverdienst: w[ö]ch[en]tl[ich] 12000 M[ark]
12. Versorgungsberechtigung: keine
Ist der Beschuldigte auf Grund des Reichsversor-
gungsgesetzes vom 12.5.20 (R. G. Bl. 989) als ver-
sorgungsberechtigt anerkannt?
Hat er den Beamtenschein erhalten?
Von welcher Behörde ist der Beamtenschein oder der
Rentenbescheid erteilt?
Hat der Beschuldigte einen Rentenantrag gestellt?
Bei welcher Behörde?
13. Bestrafungen: angeblich keine
14. Ob die letzte Strafe schon verbüßt, und wo: – – –
15. Ist der Beschuldigte im Besitze eines Wander-
gewerbescheines: – – – – –
-Seite 2-
Zur Sache:
Ich bin seit August d[iese]s J[ahre]s von der Firma Hasta-Gesell-
schaft als Erdarbeiter beschäftigt worden, und wurde am 21.
Dezember v[origen] J[ahre]s entlassen, weil grössere Instandsetzungen an
der Presse vorgenommen werden mussten.
Ich muss zugeben, aus dem Betriebe der Firma etwa 80 Pf[und]
Kohlen an mich genommen und entwendet zu haben. Die Kohlen
fanden sich draussen vor dem Kesselhause. Die Not hat mich zu
der Tat gezwungen. Ich bin wirklich nicht in der Lage, die Koh-
len zu dem teueren Preise zu beschaffen. Die Kohlen sollten
unserem Haushalte verwandt werden, da wir schon einige Tage
[ohne] jegliches Brennmaterial waren.
Aus den vorstehend angegebenen Gründen bitte ich dringend
um milde Beurteilung.
v[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben] A[lbert] Kilian
g[eschehen] w[ie] o[ben]
[Unterschrift]
Stadtsekretär
-Seite 3-
Gräfrath, den 22. Januar 1923.
Es erscheint der Geschäftsführer Wilhelm Pirker,
39 Jahre alt, ev[angelisch], wohnhaft Gräfrath, Marktplatz Nr. 1
und erklärt im Auftrage der Firma Hasta Gesellschaft:
Albert Killian ist von der Firma als Ziegeleiar-
beiter beschäftigt worden. Er wurde sogleich nach Bekannt-
werden der Tat von mir entlassen. Da die Firma die
Kohlen zurückerhalten hat, ist ein Schaden durch die Tat
nicht entstanden. Ich erkläre, daß die Firma an der Ver-
folgung der Angelegenheit kein Interesse hat.
Die entwendeten Kohlen hatten einen Wert von 1000 M[ark]
v[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben]
W[ilhelm] Pirker
g[eschehen] w[ie] o[ben]
[Unterschrift]
Stadtsekretär
…. p. v.
….. B[ür]g[er]m[eisterei] Gr[äfrath], 22. Jan[uar] 1923.
….. 7438.
1.) Die Sache kann nicht weiterverfolgt werden. (§ 370.5 St[raf]g[esetz]b[uch]
2.) Zu den Akten.
[Unterschrift]
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Stadtarchiv Solingen: RK (22. Januar 2023). 22. Januar 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 25. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/ae3f