Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, Pressesammlung: Siegburger Kreisblatt vom 1. Juli 1923

Der Haus- und Grundbesitzerverein für Siegburg und Umgebung hielt eine Mitgliederversammlung ab. Thema war unter anderem die Unterstützung für Vermieter angesichts steigender Inflation, wobei Troisdorf als Vorbild genannt wurde.

      Siegburg, 29. Juni. Der Haus- und
Grundbesitzer-Verein für Siegburg und Um-
gegend hielt am 27. ds. Mts. eine Versammlung
seiner Mitglieder im Hotel Reichenstein ab, wel-
che kurz nach 8 Uhr abends vom Vereinsvor-
sitzenden Herrn Rechtsanwalt Remmel eröffnet
wurde. Zu Anfang erstattete der Geschäfts-
führer Herr Rodenkirchen einen ausführlichen
Bericht über die Tätigkeit des Vereins seit der
letzten Hauptversammlung vom 5. Januar ds.
Js. Bei Bekanntgabe der am 1. Juli ds. Js.
in Kraft tretenden neuen aber völlig unzurei-
chenden Zuschläge zur Grundmiete in Höhe von
7040 Prozent wurde aus der Versammlung leb-
haft Klage geführt über das mangelhafte Ent-
gegenkommen seitens der städtischen Verwaltung,
die anscheinend nicht gesonnen ist, der ungeheuren
Geldentwertung Rechnung zu tragen und dem
schwer leidenden Haus- und Grundbesitz diejenige
Hilfe und Unterstützung zu gewähren, auf die
er Anspruch hat. Mit Recht wurde darauf hinge-
wiesen, daß die Landgemeinde Troisdorf einen
Zuschlag von 13 000 Prozent zur Grundmiete
ihren Hausbesitzern gewährt hat, während die
hiesige Stadtverwaltung den Hausbesitzer mit
7040 Prozent abzuspeisen für gut hält. Mit
Genugtuung nahm die Versammlung Kenntnis
von dem Erlaß des Wohlfahrtsministers, welche
für die besetzten Gebiete bedeutend höhere Sätze

vorsieht (260 00 Prozent). Es wird die be-
stimmte Erwartung ausgesprochen, daß die Stadt
verwaltung bei dem sofort neu einzureichenden
Antrage auf Erhöhung des prozentualen Zu-
schlages zur Grundmiete den Haus- und Grund-
besitz in den vollen Genuß des Zuschlages von
260 00 Prozent zu setzen, mit allen Kräften
hilft. – Der von dem Vorstandsmitglied Herrn
Stadtverordneten Klein vorgetragene Bericht über
den Kölner Verbandstag der rhein. Haus- und
Grundbesitzer-Vereine wurde mit lebhaftem Bei-
fall aufgenommen. Alsdan sprach der 2. Vor-
sitzende Herr Herkenrath über die zu beobachten-
den Bestimmungen bei Einreichung von Anträ-
gen zum Mieteinigungsamt sowie über das am
1. Oktober ds. Js. in Kraft tretende Mieter-
schutzgesetz. Die Ausführungen wurden von der
Versammlung mit Interesse und lebhaftem Dan-
ke entgegengenommen. – Da es infolge der ein-
getretenen Geldentwertung den Vereinen und
Verbänden nahezu unmöglich wird, die notwen-
digsten Geldmittel zur Führung der Geschäfte
aufzubringen und der Fortbestand der Zeitung
in Frage steht, wurde von der Versammlung ein-
stimmig beschlossen, für das 2. Halbjahr 1923
einen Teuerungsbeitrag von mindestens 2000
Mk. einzufordern, wobei ausdrücklich betont
wurde, daß freiwillige höhere Spenden sehr er-
wünscht wären. Bedrängten Mitgliedern soll
weitestes Entgegenkommen gezeigt werden. In
vorgerückter Stunde schloß der Vorsitzende die
sehr anregend verlaufene Versammlung mit dem
Appell an die Mitglieder zu festem, einmütigem
Zusammenhalten.