5. Oktober 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 5. Oktober 1923

Versammlung in Solingen: Protest gegen den Beschluss der Reichsregierung zur Einstellung der Rhein- und Ruhrhilfe und Forderung nach „Wiedereinstellung sämtlicher Arbeiter und Arbeiterinnen zu den alten Bedingungen“.

                  Eine überfüllte Versammlung der Erwerbs-
                      losen und Notstandsarbeiter Solingens
nahm im Lokale Schmidt, Mangenberg, am Mittwochnachmittag
Stellung zu dem rücksichtslosen Abbau der Rhein- und Ruhrhilfe
und den damit verbundenen Gefahren für die gesamte Arbeiterschaft.
Das Referat hielt der Genosse Rautenbach, der in treffenden
Worten das unerhörte Vorgehen seitens der Regierung schilderte.
Die Versammelten an sich hatten klar erkannt, welche ungeheuren
Gefahren ihrer drohen. Harte Worte, aber gerechte Worte
wurden denen zuerkannt, die als sogenannte „Arbeitervertreter“
diesen Maßnahmen seitens der Regierung zugestimmt hatten. Und
ohne Widerspruch wurde immer wieder von der Versammlung be-
tont, daß es nur eine Rettung aus diesem Elend gäbe, nämlich sich
restlos Mann für Mann unter dem Banner der KPD. zu vereinigen
zum baldigen Kampf gegen die Feinde des Proletariats.
       Einstimmig wurde folgende Entschließung angenommen:
              „Die am 3. Oktober tagende Vollversammlung der Erwerbs-
losen und Notstandsarbeiter fordert die Spitzen der Gewerkschaften,
ebenso wie die Stadtverwaltungen des oberen Kreises Solingen
auf, sofort alles in Bewegung zu setzen, um die Oeffnung der Be-
triebe und die Wiedereinstellung sämtlicher Arbeiter und Arbeite-
rinnen zu den alten Bedingungen (also achtstündige Arbeitszeit
und die alten Lohnverhältnisse!) zu erzwingen, da durch den uner-
hörten Abbau der Rhein-Ruhr-Hilfe den Erwerbslosen und Not-
standsarbeiten jede Existenzmöglichkeit genommen worden ist.
       Sollte die Regierung diesen dringenden Forderungen nicht
Rechnung tragen, so werden die Erwerbslosen und Notstands-
arbeiter mit der Unterstützung der Betriebsräte und der KPD. zu
den energischsten Maßnahmen in der Richtung der Produktions-
kontrolle und Zwangsyndizierung übergehen.“
                                                  – 


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Stadtarchiv Solingen: RK (5. Oktober 2023). 5. Oktober 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 23. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/afc8


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