5. März 1923

Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 5. März 1923

Im Zusammenhang mit der allgemeinen wirtschaftlichen Not betrachtet, sind die „recht oft“ vorkommenden „jugendlichen Verbrechen“ erklärbar: Das Schulinventar scheint für einige Schüler ein Mittel zur Selbsthilfe zu sein.

       -kl- Selbstschutz gegen Schuldiebstähle. Die Kriminalistik muß
sich seit der Kriegszeit bedauerlicherweise recht oft mit den jugend-
lichen Verbrechern und mit der verbrecherischen Jugend beschäf-
tigen, und ebenso oft haben sich die Jugenderzieher bemüht, Wege
zu finden, auf denen man zu einer Besserung der beklagenswerten
Verhältnisse kommen könnte. Auch die städtischen Schulen haben
arg darunter zu leiden, daß die Jugendlichen „Mein“ und „Dein“
verwechseln und es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nehmen. Es
gibt ja jugendliche Verbrecher, die von ihrer unglückseligen Ver-
anlagung getrieben, auf die schiefe Bahn gelangen, die ver-
brecherische Jugend aber kann man schützen, indem man ihnen die
Gelegenheit nimmt, sich im Bösen zu betätigen, die Versuchungen,
denen die meisten erliegen, aus dem Weg räumt. Am meisten
werden die chemischen und physikalischen Laboratorien der Schulen
heimgesucht; die Apparate sind jetzt sehr kostbar und ihr Verkauf
bringt den jugendlichen Missetätern viel Geld ein. Sicherungs-
anlagen sind für die Stadt jetzt unerschwinglich, aber doch kann sie
sich schützen. Recht interessante Vorschläge machte in dieser Be-
ziehung Ingenieur Melkan-Berlin in einem Vortrag, der vor
Lehrern und anderen kommunalen Beamten gehalten wurde. Er
meinte, daß der Lehrer sich mit den Schülern selbst solche Siche-
rungsanlagen herstellen könnte. Mit den primitivsten Mitteln, zu
deren Anschaffung auch heute noch nur ein paar Mark gehörten,
könne man in den Zimmern, in denen die Apparate aufbewahrt
werden, Allarmvorrichtungen anbringen. Man erreiche damit
einen doppelten Zweck: einmal den Schutz an sich, dann die Er-
weckung des Interesses der Kinder an der Bekämpfung der
Diebereien, die so fast vollommen [sic!] unterbunden werden könnten.

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Stadtarchiv Solingen: RK (5. März 2023). 5. März 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 8. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/ae2m