Quelle: Stadtarchiv Kleve, Clevischer Volksfreund 18.6.1923

In Kleve waren die Preise für Lebensmittel außerordentlich hoch.

   Neue Margarinepreise. Mit der Verschlechterung
der Mark geht die Steigerung für alle Lebens-
bedürfnisse Hand in Hand. Die Margarinepreise
haben mit Wirkung ab heute auch wieder einen be-
deutenden Aufschlag erfahren: 3100 bis 4300 Mark
das Pfund. Die billigste Marke kostet jetzt den
Händlern 14 500 Mark, während die Spitzenmarke
zum Preise von 19 900 Mark in den Handel kommt.
   

Fleisch- und Milchpreise in Cleve und anderswo.
Wir haben uns schon allmählich daran gewöhnt,
daß die Preise für viele Artikel und Lebensmittel in
Cleve höher sind als selbst in Großstädten. Eine
Erklärung dafür haben wir bisher noch nicht gehört,
sie wird auch wohl nicht gegeben werden können.
So steht der Milchpreis in Krefeld seit dem
16. d[ie]s[e]s M[ona]ts auf 1600 Mark, in Emmerich und
anderen niederrheinischen Städten mit ländlicher
Umgebung auf 1500 Mark, in Cleve aber auf
1700 Mark. Es handelt sich also um einen Unter-
schied von 100-200 Mark je Liter. In die Tausende
geht aber der Unterschied bei den Fleischpreisen. In
Cleve kostete am letzten Samstag Rindfleisch
13 000 Mk., Schweinefleisch 16-17 000 Mark, Kalb-
fleisch 10-12 000 Mark, Rinderfett 9-10 000 Mark.
In unserer Nachbarstadt Goch betrug der Preis laut
Bekanntgabe der dortigen Preisprüfungs-
stelle am gleichen Tage für Rindfleisch 12- bis
13 000 Mark, für Schweinefleisch 12 000 Mark, für
Kalbfleisch 9 – 10 000 Mark, für Rinderfett 7 – 8000
Mark je Pfund. Womit ist dieser gewaltige Preis-
unterschied zu begründen, der, für ein ganzes Tier
berechnet, in die Hunderttausende und in die Mil-
lionen geht? Durch diese Kritik soll nicht gesagt
sein, daß die Clever Metzger und Milchhändler be-
sonders große Sünder sind (in vielen anderen Ar-
tikeln und Lebensmitteln sind die Preisunterschiede
noch viel größer, und schließlich müssen ja die Metz-
ger und Milchhändler als Ko[n]sumenten auch die
höheren Preise für andere Artikel bezahlen). Wenn
sie hier als Beispiele besonders genannt werden, so
liegt das einmal daran, daß es sich hier um unent-
behrliche Lebensmittel handelt und andererseits die
Erzeuger- und Marktpreise allgemein bekannt sind,
sodaß sich der Verdienst leichter errechnen läßt. Die
Frage bleibt aber offen, wie es zu erklären ist, daß
Cleve die zweifelhafte Ehre hat, bezüglich der Preis-
bildung mit an der Spitze der deutschen Städte zu
marschieren.