Quelle: Stadtarchiv Kleve, Clevischer Volksfreund 2.6.1923

Besonders einfallsreich, um an Geld zu gelangen, war der Mitarbeiter der Firma van den Bergh in Kleve, der den Wochenlohn für 14 Mitarbeiter abzweigte.

Bestrafter Betrüger. Bei der Firma van den
Bergh wurde am 11. April d[es] J[ahres], als bei der Kasse
eine Geldsumme von einigen Millionen Mark als
Wochenlohn für 14 Arbeiter ausgezahlt werden
sollte, ein großer Betrug aufgedeckt. Der Vorarbei-
ter K. pflegte an den Lohntagen das Geld für seine
Kolonne an der Kasse gegen Quittung abzuholen;
als er dieses auch am 11. April besorgen wollte,
stellte sich heraus, daß der Betrag bereits an einen
zur Empfangnahme nicht Berechtigten ausgezahlt
worden war. In Verdacht kam der bei derselben
Firma beschäftigte Arbeiter Wilh. J. aus Kellen,
da er zu dieser Zeit größere Geldausgaben machte:

er kaufte sich u.a. einen Anzug für 400 000 Mark,
ein Paar Schuhe für 50 000 Mark, einen Hut für
27 000 Mark, Strümpfe für 3000 Mark. Bei einer
Hausversteigerung leistete er eine Anzahlung von
50 000 Mark. Bei einer Haussuchung fand die Po-
lizei zunächst nichts. Nach dem Fortgehen des Be-
amten fiel den Nachbarn ein Brandgeruch auf. Wie
festgestellt wurde, kam der Rauch aus dem Fenster
des Abortes, das Jansen gerade benutzte. Auf Be-
fragen gab er an, er habe sich eine Zigarette ange-
zündet, später will er einen Brief verbrannt haben.
Als nun auf polizeilicher Veranlassung die Grube
untersucht wurde, fand man angebrannte Fetzen von
Guldennoten und 50 000 Mark Banknoten. Am
nächsten Tage sagte der Angeklagte zu dem Kassierer
der Firma, es sei bei der Firma ein schwerer Fall
vorgekommen, er – der Kassierer – täte ihm leid,
daß ihm dies passiert sei. Der Angeklagte leugnete
in der Verhandlung vor Gericht ganz entschieden, der
Täter zu sein, und will sich das Geld erspart haben.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten, der bisher
unbestraft ist, zu 9 Monaten Gefängnis unter An-
rechnung von einem Monat zwei Wochen der Unter-
suchungshaft.