Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 2. November1923

Kleingärtner spenden Gemüse an Bedürftige

                        Aus Stadt und Umgegend.
                                            Solingen, 2. November.
         Das überflüssige Gemüse den Bedürftigen!
       Kleingartenbesitzer und -Pächter haben wie früher so auch in
diesem Jahre zum großen Teil weit mehr Gemüse in ihrem Gärtchen
angebaut, als sie selbst verbrauchen können. Ein Verkauf des über-
flüssigen Gemüses findet im allgemeinen nicht statt. Vielfach bleibt
es ungenutzt im Garten stehen und fällt dem ersten Frost zum Opfer.
Die allgemeine Notlage läßt es jedoch wünschenswert erscheinen, daß
auch dieses Gemüse möglichst restlos dem Verbrauch zugeführt wird,
ehe es verdirbt. Es ergibt sich daraus von selbst die Anregung, das
Gemüse bedürftigen Familien zuzuführen, die es dankbar annehmen
werden. Es gibt auch eine ganze Reihe von Kleingartenbesitzer, die
sich entschlossen haben, in diesem Sinne zu handeln, und es ist kaum
daran zu zweifeln, daß sich weitere anschließen werden, wenn einmal
auf diese wohltätige Verwendungsmöglichkeit des Gemüses aufmerksam
gemacht wird. Von einem Kleingartenbesitzer, der allerdings nicht genannt
sein will, wird uns mitgeteilt, daß er am kommend[en] Sonntag nicht weniger
als 80 bis 100 bedürftige Familien in seiner Nachbarschaft unentgeltlich
mit Gemüse für diesen Tag versorgen will, weil er es selbst nicht ver-
brauchen kann. Wir möchten es im Interesse der guten Sache nicht
unterlassen, an dieser Stelle seine Anregung an andere Gartenbesitzer
weiterzugeben, und wir geben uns der Hoffnung hin, daß auf diese
Weise manches Gemüse dem Verderben ferngehalten wird. Es handelt
sich vor allen Dingen um die noch draußen stehenden Salatsorten,
Butterkohl usw. die bekanntlich in großen Mengen gezogen werden
und meist dem ersten Frost anheimfallen, mit dem wir in diesen Tagen
ja ständig zu rechnen haben. Also Herzen und Hände auf!

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