Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 8. Oktober 1923

Die Stadt Solingen hat eine Umtauschstelle für ortsfremdes Stadtgeld eingerichtet.

           Die Notgeld-Umtauschstelle bei der Stadthalle,
die wir seit gut einer Woche immer wieder mit guten Gründen
gefordert haben, ist jetzt geschaffen. Und die Stadtverwaltung, die bis
vor einigen Tagen sich nur ungern und widerstrebend mit dem Ge-
danken befaßte, fühlt sich heute veranlaßt, von sich aus die Bürger-
schaft auf die Einrichtung der Stelle aufmerksam zu machen. Wir
buchen diesen Sinneswechsel nicht nur als einen Erfolg unserer fort-
laufenden Bemühungen, sondern auch als einen Sieg der Vernunft
und des Pflichtbewußtseins über die Trägheitsgesetze, denen büro-
kratische Verwaltungsapparate nun einmal unterworfen sind. Wir
möchten aber nicht unterlassen, besonders darauf aufmerksam zu
machen, daß beharrliche Bestehen auf einer berechtigten Forderung
letzten Endes doch von Erfolg gekrönt sein muß. Jedenfalls aber
hat sich die Stadt in diesem Falle die Führung aus der Hand nehmen
lassen, was nicht notwendig gewesen wäre, wenn die Verwaltung sich
8 Tage früher auf ihre Aufgaben besonnen hätte. So nimmt die
Bürgerschaft auch die Nachricht von der endlichen Einrichtung der
Stelle begreiflicherweise nur mit dem Gefühl einer gewissen Bitterkeit
auf. Immerhin, die Umtauschstelle ist da, und – es brauchten keine
20 neue Beamte dafür angestellt zu werden, wie man behauptete.
Wir haben uns im Gegenteil davon überzeugen können, daß das „neue
Amt“ mit 2 oder 3 Beamten recht flott arbeitet. Der Andrang bei
dem „Amt“ könnte noch vermindert werden, wenn der Handel die
Sammlung der fremden Geldscheine vornehmen würde, wie wir seiner-
zeit vorschlugen, sodaß nicht jeder Einzelne aufs Rathaus zu laufen
brauchte.
       Die Mitteilung der Stadt über die Einrichtung der Umtauschstelle
hat folgenden Wortlaut:
       „Bei der Stadthauptkasse ist eine Umtauschstelle für städtisches
Notgeld eingerichtet, sodaß der Umtausch der Stadtscheine erfolgen
kann. Es empfiehlt sich dringend, die Scheine gesammelt und nach Ge-
meinden sortiert der Kasse zu überreichen. Für den Betrag wird Solin-
ger Stadtgeld zur Ausgabe gelangen. Hoffentlich entschließen sich die
Nachbargemeinden, in gleicher Weise Umtauschstellen einzurichten, um
auch den dortigen Bedürfnissen entsprechen zu können, denn billiger-
weise kann nicht verlangt werden, daß die Stadt Solingen allein
belastet wird.“
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