Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 15. August 1923
Vollversammlung der Solinger Betriebsräte beschließt einen Proteststreik angesichts der aktuellen Lage und gegen die neue Reichsregierung
24stündiger Streik
von den Solinger Betriebsräten beschlossen!
Eine äußerst zahlreich besuchte Vollversammlung der Betriebs‐
räte des oberen Kreises Solingen, einberufen vom Ortsausschuß des
ADGB. Solingen, faßte nach einem beifällig aufgenommenen Re‐
ferat des Kollegen Ciewen folgende Beschlüsse:
Die Lohnkommission der Arbeiterschaft wird beauftragt, die For‐
derung auf eine Wirtschaftsbeihilfe von 50 Millionen
nachdrücklichst zu stellen.
Zur Sicherung der Lebensmittelversorgung wählen die Betriebs‐
räte des oberen Kreises Solingen eine Kommission aus ihren Reihen,
die gemeinsam mit den Kontrollausschüssen und den Stadtverord‐
neten der beiden sozialistischen Parteien heute bei den Stadtverwal‐
tungen vorstellig wird und dort die Bestandsaufnahme, Be‐
schlagnahme und Rationierung sämtlicher vorhandenen
und einkommenden Lebensmittel fordern soll.
Um diesen Forderungen den stärksten Nachdruck zu geben und um
gleichzeitig ihren schärfsten Protest gegen die Regierung Strese‐
mann-Hilferding und ihrer Sympathie für die Forderungen des
Reichsausschusses auszudrücken, beschließt die Versammlung, ab Mitt‐
woch mittag in den 24stündigen Generalstreik zu treten.
Die Belegschaften sollen heute vormittag in den Betrieben zu
den aufgestellten Forderungen und dem Streikbeschluß Stellung
nehmen.
Die Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Die Resolution ist
auf der 2. Seite dieser Nummer abgedruckt.
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Stadtarchiv Solingen (15. August 2023). 15. August 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 15. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/aeyx