Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 4. August 1923

In Ohligs demonstrieren auf einer gemeinsamen Versammlung Kommunistische Jugend und Sozialistische Arbeiterjugend gegen die faschistische Gefahr.

         Die proletarische Jugend von Ohligs
                        gegen den Faszismus.
   Daß die proletarische Jugend ernstlich gewillt ist, für die
soziale Revolution einzutreten und zu arbeiten, beweist die am
Donnerstagabend einberufene Versammlung der Kommunistischen
Jugend und der Sozialistischen Arbeiterjugend. Nach Absingen
der „Jungen Garde“ wurde einem Vertreter der Kommunistischen
Jugend das Wort erteilt. Er schilderte in sehr trefflicher Weise
den Werdegang und Leidensweg des deutschen Proletariats von
1918 bis heute. Auch das Auftreten monarchistischer Verbände
und faszistischer Organisationen ist nur die Folge wirtschaft‐
licher Verelendung. Durch die Umwälzung 1918 enttäuscht,
hat das Kleinbürgertum sich durch Versprechungen reaktionärer
Kräfte einen neuen Weg gesucht, um aus dieser wirtschaftlichen
Misere herauszukommen. Diese faszistische Theorie wird nun
noch verstärkt durch den Einfall der Franzosen in das Ruhr‐
gebiet. Die Schlußfolgerung der politischen Lage ist die
proletarische Einheitsfront und Bildung pro‐
letarischer Hundertschaften.
   Der zweite Redner, ein Vertreter der Arbeiterjugend,
betonte, daß wir neben der faszistischen Gefahr auch unser
Augenmerk auf den Separatismus der Rheinischen Sonder‐
bündler werfen müßten. Auch er betonte die Notwendigkeit
der Bildung proletarischer Hundertschaften.
   Die darauf einsetzende Diskussion war sehr lebhaft.
Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß neben der körperlichen
Ausbildung auch eine geistige Ertüchtigung notwendig sei.
Folgende Resolution wurde dann einstimmig angenommen:
      „Die am Donnerstag, den 2. August, im Lokale Fehre‐
   kamp in Ohligs stark besuchte öffentliche Volksversammlung,
   einberufen von der Arbeiterjugend und Komm[unistischen] Jugend,
   nahm Stellung zum Faszismus. Sie sieht in demselben
   eine große Gefahr für die Arbeiterklasse, die nur beseitigt
   werden kann durch größte Aktivität der gesamten
   Arbeiterschaft, durch die Bildung einer Ar‐
   beiter-Regierung, gestützt auf die Massen des ver‐
   einten Proletariats. Die Versammlung fordert die Arbeiter 
   auf, in ihren Betrieben Abwehr-Hundertschaften
  zu bilden. Ferner erhebt die Versammlung schärfsten
   Protest gegen das Verhalten der Reichs-
   regierung anläßlich des Anti-Faszistentages. Sie sieht
   darin eine Unterstützung des Faszismus.”
     Diese Versammlung beweist, daß endlich auch innerhalb
der proletarischen Jugend die Erkenntnis Platz greift, daß eine
politische Organisation unbedingt notwendig ist, um gegen die
wirtschaftliche Verelendung angehen zu können. Sie beweist
aber auch fernerhin, daß sich die Jugend nicht provozieren
läßt von Elementen, die zur Verwirklichung der sozialen Re‐
volution nur Mordmittel vom Schlage Ludendorff und Kon‐
sorten anwenden. Am Schlusse der Versammlung sangen die
Teilnehmer begeistert die Internationale, um damit zu bekräf‐
tigen, daß es ihnen tatsächlich ernst ist um die Erringung der
sozialistischen Gesellschaft.