Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt, 19. September 1923
„Richtigstellung“ zur Behauptung im Solinger Tageblatt vom 17. September 1923, dass Unternehmen durch die Ausgabe von eigenem Notgeld „hohe Verdienste“ erzielen.
: Verdient eine Firma durch Herausgabe von Notgeld? In
Nr. 217 des „Solinger Tageblattes“ veröffentlichten wir eine Notiz
aus der Kölnischen Volkszeitung, die sich mit der Einlösung des Not-
geldes beschäftigte. In diesem Artikel heißt es u. a., daß alle diejenigen,
die Notgeld herausgegeben haben, hohe Verdienste erzielten, indem
sie die Rückzahlung in einem entwerteten Gelde vornehmen könnten.
Wir werden heute von interessierter Seite gebeten, der Gerechtigkeit
halber folgende „Richtigstellung“ zu veröffentlichen: „So leicht ist die
Herausgabe von Notgeld denn doch nicht. Gewiß, es wäre ein vor-
trefflicher Gedanke, wenn man so mir nichts dir nichts mehrere Wo-
chen lang seine Schulden mit Notgeld bezahlen, die Kosten der Ent-
wertung durch die Allgemeinheit tragen lassen und später nur noch
ein paar Goldmark aufwenden könnte, um einen großen Betrag zurück-
zuzahlen. Dahinter, daß dies möglich sein würde, ist auch der Reichs-
finanzminister längst gekommen, und er hat derartigen Betätigungen
längst einen Riegel vorgeschoben, indem er verfügt hat, daß der Betrag
des ausgegebenen Geldes in Bar zu hinterlegen ist. Der einzige „Ver-
dienst“ einer Firma kann in den Summen bestehen, die zur Einlösung nicht
wieder präsentiert werden. Dieser Verdienst ist sicher bei der kurzen
Umlaufzeit der Scheine, bei dem daraus folgenden geringen Verschleiß
und bei dem Werte, den selbst unser entwertetes Geld für den Ein-
zelnen heute immer noch hat, außerordentlich gering. Im Allgemeinen
sind die Unkosten durch die hohen Druckkosten usw. viel stärker als
dieser doch meistens recht geringe Verdienst.“ Soweit es sich um
Firmen handelt, die bei der Herausgabe von Notgeld die Vorschriften
erfüllt haben, hat der Einsender zweifellos bis zu einem gewissen Grade
recht. Aber abgesehen davon – es handelt sich ja hier um Kleinig-
keiten – ist es bei der hinreichenden Herstellung von Reichsgeld und
städtischem Notgeld heute an der Zeit, das noch im Umlauf befindliche
Firmennotgeld aus dem Verkehr zu ziehen. Gerade hier in Solingen
besteht beim Handel und bei den Verbrauchern – mag sie auch un-
berechtigt sein – eine starke Antipathie, die unüberwindlich scheint
und nur durch Zurückziehung des Geldes behoben werden kann.
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Stadtarchiv Solingen: RK (19. September 2023). 19. September 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 12. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/aeua