Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 29. Juni 1923

Die Bergische Arbeiterstimme kritisiert die angeblich späte Entdeckung von Dynamittransporten durch Ohligser Eisenbahner statt durch die Polizei.

                           3 Zentner Dynamit
                    in Ohligs beschlagnahmt.
       Ohligs, 27. Juni. Gestern Nacht 12 Uhr wurden hier
auf dem Bahnhof zwei Männer verhaftet, die man für Diebe
hielt. Die beiden quälten sich mit schwerem Gepäck und fielen
durch ihr Verhalten auf. Auf der Wache stellte sich heraus,
daß die Pakete Dynamit enthielten, und zwar eine Menge
von drei Zentnern.
       Die beiden Verhafteten verweigerten zunächst jede Aus-
sage. Später aber gestand der eine ein, daß sie beide aus
München kommen und nach Benrath wollten.
       Orgesch-München ist wirklich produktiv! Dort verfügt
man nicht nur über eine Unmenge an Orden, Hakenkreuzen
und ähnlichem Schmuck, dort hat man nicht nur „Volks-
gerichte“ (gegen Kommunisten und sonstige Orgeschgegner),
sondern man verfügt auch über ungeheure Mengen Spreng-
material jeder Art.
       Drei Zentner Dynamit von München nach Benrath, und
auf dem ganzen langen Wege blieben die beiden Münchner
Herren ungeschoren. Erst den Ohligser Eisenbahnern fielen
diese Leute auf.
       Drei Zentner Münchner-Dynamit! Die Polizei Severings
wird festzustellen haben, ob die Dynamitladung, mit der die
sozial-demokratische Druckerei in Münster in die Luft ge-
sprengt worden ist, auch aus den Münchner Beständen herrührt.
       Orgesch-München verfrachtet Dynamit! In allen Städten
Preußens treiben sich diese Sendlinge der Macher des
Bürgerkrieges herum. Herr Severing sagt, daß er über eine
treue und gutfunktionierende Armee von Polizeibeamten ver-
fügt. Jeder Tag bringt neue Beweise dafür, daß Herr Se-
vering sich ganz gröblich irrt.