Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 27. August 1923
Der Zahlungsverkehr mit Notgeld „ist besonders“ im Industriegebiet Solingen „oft mit großen Schwierigkeiten verbunden“, da eine Vielzahl von Scheinen verschiedener Städte und Firmen im Umlauf sind.
Annahme von Notgeld.
Zur reibungslosen Abwicklung des Zahlungsverkehrs ist es not-
wendig, daß das Stadtnotgeld der Gemeinden eines größeren Bezirks
allgemein in Zahlung genommen wird. Die Reichsbankstellen sind
angewiesen, diesem Bedürfnis in weitgehendem Maße entgegen zu
kommen. Die Handelskammer zu Solingen hat durch eine Rundfrage
bei den Banken und Sparkassen des Stadt- und Landkreises Solingen
festgestellt, daß auch diese Stellen das Stadtgeld nicht nur ihrer Be-
zirke, sondern sämtlicher Gemeinden des Stadt- und Landkreises So-
lingen und der Städte Köln, Düsseldorf, Elberfeld und Remscheid an-
nehmen. Die Handelskammer hat ferner die Nachbarkammern gebeten,
dafür zu sorgen, daß das Notgeld der Gemeinden des hiesigen Bezirks
auch in den genannten Nachbarstadten [sic!] allgemein als Zahlungsmittel
anerkannt wird. Alle wirtschaftlichen Kreise werden daher dringend
gebeten, das Notgeld der angeführten Bezirke als vollwertiges Zah-
lungsmittel anzunehmen.
Die Annahme und Ausgabe von Notgeld ist besonders in unserem
engeren Bezirke häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die
Umstände, daß Solingen als ein gewisser Uebergangspunkt vom besetzten
ins unbesetzte Gebiet und außerdem als ein wichtiges Zentrum im englisch-
besetzten Gebiet in Frage kommt, führen dazu, daß bei uns der
Umlauf an Notgeldscheinen ein recht starker ist. Nicht nur das „Geld“
der Nachbargemeinden und der benachbarten Großstädte, sondern auch
Scheine, die von fern her geflogen kommen, sind im Umlauf. Zahl-
reiches Ruhrgeld, Scheine aus Westfalen und vom Oberrhein kann man
erhalten, aber schlecht los werden. Eine besondere Abneigung scheint
aber gegen das Privatnotgeld vorhanden zu sein, von denen besonders
die großen Werke in Köln und Umgebung große Summen in Verkehr
bringen. Die Schaffung einer Zentralstelle, die solches Geld gegen
Reichsgeld oder „kursfähiges Geld“ des Solinger Bezirkes umtauscht,
wäre notwendig. Vielleicht befassen sich die Stadt- und die besonders
interessierten Geschäftskreise einmal mit diesen Fragen. Bei dieser
Gelegenheit möchten wir auch anregen, amtlich einmal festzustellen, in
welchem Umfange und aus welchen Gemeinden Notgeldscheine in So-
lingen angenommen werden müssen. Sch.
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Stadtarchiv Solingen: RK (27. August 2023). 27. August 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 14. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/aeqv