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Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-16-27.0000

Auszug aus dem Protokoll der Finanzkommission Kaiserswerth-Stadt und Land.

Verhandelt:
Kaiserswerth, d[en] 5. November 23.
[…]

1. Antrag der Erwerbslo-
sen auf Zahlung einer
einmaligen Beihilfe.

Mit Rücksicht
auf die sprunghafte Geld-
entwertung hatten die
Erwerbslosen den Antrag
auf Gewährung einer ein-
maligen Beihilfe in Höhe
von 1 Billion für Verhei-
ratete und 750 Milliarden
M[ark] für Ledige gestellt. Der
diesbezügliche Antrag
wurde von einem Aus-
schuß der Erwerbslosen
persönlich vorgetragen
und begründet; insbeson-
dere wurde von den Er-
werbslosen darauf hinge-
wiesen, daß von der
Bürgermeisterei Angermund
ein größerer Vorschuß auf
die am Sonnabend fällige
Unterstützung gezahlt

worden sei. Auf telefo-
nische Anfrage bei der
Bürgermeisterei Angermund
wurde von dem Arbeits-
amt bestätigt, daß am
5. d[iese]s M[ona]ts Auszahlungen
an die Erwerbslosen er-
folgt sind und zwar wur-
den gezahlt: Die Erhöhungen
für die abgelaufene Woche,
sowie die laufende Unter-
stützung für die Tage Mon-
tag, Dienstag und Mittwoch.
Nachdem die Kom-
mission abgetreten war,
wurde nach Erörterung
der Angelegenheit be-
schlossen, grundsätzlich
nur die von dem Reich
festgesetzten Sätze zur
Auszahlung zu bringen,
jedoch sollen mit
Rücksicht auf den wei-
teren Verfall unserer
Währung die laufenden
Unterstützungen für Mon-
tag, Dienstag, Mittwoch
bezw. Samstag bereits am
Dienstag, den 6. d[iese]s M[ona]ts,
zur Auszahlung gelangen,
soweit sich dies kassen-
technisch durchführen
läßt.

[…]

3. Ankauf von Kartoffeln.

Da von den
Lieferanten für die zur
Verfügung stehenden Be-
träge die in Auftrag ge-
gebenen Kartoffelmengen
nicht geliefert werden
können, erklärt sich
Kommission damit ein-
verstanden, daß die für
den Ankauf von Kohlen
vom Reich zur Verfügung
gestellten 5.250 Gulden
zum Ankauf von Kar-
toffeln verwendet werden.
Nach dem Verkauf der
Kartoffeln sind die ein-
gehenden Gelder im
Hinblick auf die herr-
schende Knappheit von
Brennmaterialien un-
bedingt sofort zum An-
kauf von Kohlen zu ver-
wenden.

4. Einrichtung von Volkskü-
chen.

Vorsitzender
weist darauf hin, daß die
Verwaltung mit Rücksicht
auf die Notlage weitester
Volkskreise nach vorheriger
Besprechung mit den Er-
zeugerkreisen Volksküchen
einzurichten gedenkt und
zwar soll je eine Küche in
Lohausen und Kaiserswerth
eingeführt werden. Als Teil-
nehmer kommen außer
Erwerbslosen auch Klein-
und Sozialrentner und
sonstige notleidende Bürger
der Bürgermeisterei Kaisers-
werth Stadt und Land in
Frage. Die für die Einrichtung
sowie den Betrieb der Kü-
chen erforderlichen Mittel
sind teilweise von Pri-
vatpersonen, teilweise von
den Erzeugerkreisen gestellt.
Desgleichen werden Lebens
mittel von den Erzeu-
gern bezw. von den Ge-
werbetreibenden mit ge-
ringem Verdienst bezw.
zu Einkaufspreisen abge-
geben. Die Abgabe von
Essen erfolgt nur gegen
Bezahlung und zwar wird
1/10 der jeweils bezogenen
Unterstützungssätze für
den Familien- oder Haus-
haltungsvorstand sowie 50 %
dieses Betrages für die Frau-
en und Kinder eingezogen.
Nach eingehender
Besprechung der Angelegenheit
wurde die Notwendigkeit
dieser Volksküchen all-
seitig anerkannt. Desglei-
chen erklärt sich Kommis-
sion mit der Uebernahme
der auf die Bürgermeisterei
evtl. entfallenden Lasten
einverstanden.

[…]