Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 14. August 1923

Das Solinger Tageblatt informiert seine Abonnenten über die Erhöhung des Bezugspreises.

                               An unsere Bezieher!

       Früher, als es uns erwünscht ist, sind wir leider gezwungen,
von dem in der Nummer vom 31. Juli d[es] J[ahre]s erwähnten aller-
äußersten Notfalle, den seit jenem Tage freibleibenden Bezugs-
preis zu erhöhen, Gebrauch zu machen. Allein wer die Wunden
kennt, die die rasende Valuta gerade dem gesamten Zeitungs-
wesen geschlagen hat und noch täglich schlägt, der versteht ohne
weiteres, warum die Presse nach einem Beschluß des Gesamtvor-
standes des Vereins Deutscher Zeitungsverleger gezwungen ist,
freibleibende Preise im Abonnement einzuführen. – Als der Be-
trag von 100 000 Mark für den Monat August festgesetzt wurde,
war als Preis für ein Kilo Zeitungspapier 8700 angekündigt,
kurz danach schon stieg er auf die katastrophale Höhe von 55 000
Mark. Wilde Preisbildungen sind der Ruin des gesamten Zei-
tungswesens. Und der enorme Papierpreis ist ja nicht das ein-
zige. Hinzu kommt eine heillose Verteuerung aller sonstigen
Materialien, und vor allem fortwährende Erhöhungen der Löhne
und Gehälter. Diese Dinge fordern, falls die Presse sich nicht
selbst als verloren betrachten will, außerordentliche Maßnahmen.
Deshalb werden unsere Boten in den nächsten Tagen, da der Preis
von 100 000 Mark damals bereits die alleräußerste Grenze des
Notwendigen bedeutete, einen Zuschlag von 255 000 Mark erheben.
Der Gesamtpreis für den laufenden Monat ist 355 000 Mark und
zwar für alle im Kreise Solingen erscheinenden Blätter. Hiervon
gehen die bereits gezahlten 100 000 Mark ab, so daß ein Rest von
255 000 Mark bleibt. Dieser Betrag wird, wie gesagt, in den
allernächsten Tagen zur Erhebung gelangen. Wir bitten um die
notwendige sofortige Zahlung. Sollte diese bis Ende dieser
Woche nicht erfolgt sein, so müssen wir die Lieferung der Zei-
tung einstellen. Indessen glauben und hoffen wir, daß dies nicht
notwendig sein wird. Denn wer wollte in dieser, mit bedeutungs-
vollsten, sich überstürzenden Ereignissen übersättigten Zeit ganz
dem Welttheater fern bleiben dadurch, daß er seine Zeitung im
Stiche läßt, die ihm bisher in aller Treue in guten und schlechten
Zeiten gedient hat?! – Zudem ist der Betrag von 355 000 Mark
für den Bezug eines vollen Monats durchaus niedrig im Ver-
gleiche zu fast allen anderen Gegenständen, deren Preise man
ruhig mit denen der Presse vergleichen möge. So hegen wir die
Ueberzeugung, daß unsere Leser die nur von bitterster Notwen-
digkeit diktierten Maßnahmen verstehen und auch weiterhin dem
„Solinger Tagesblatt“ treue Bezieher bleiben werden. Daß wir,
wie bisher, so auch euch ferner bestrebt bleiben, das Blatt
fortwährend in jeder Hinsicht auszubauen, und als führendes
Organ des Kreises zu erhalten, ist selbstverständlich.
                                                                      Solinger Tageblatt.

Wenn Sie sich die vollständige Ausgabe des Solinger Tageblatts ansehen möchten, klicken Sie auf den Link: Solinger Tageblatt vom 14. August 1923