Quelle: Stadtarchiv Troisdorf, B 3200 „Schule Eschmar, Schulchronik“ 1872-1928, S. 79-80

Zum Jahreswechsel blickt der Chronist auf 1922 zurück und schildert es als ein
schwieriges Jahr, nicht zuletzt angesichts der Teuerung. Auch 1923 startet mit großen Herausforderungen, da die Franzosen das Ruhrgebiet besetzt haben.

Ein Jahr fast überreich an Leiden, Entbeh-     
rungen und Enttäuschungen ist vorüber.
Bittere Kämpfe u. harte Teuerung hat uns
das Jahr 1922 gebracht. „Wir leben in einer

schweren Zeit“, ist der Ausklang des vergangenen
Jahres. – Was mag das neue Jahr bringen, auch
Sorgen und Leid? Schon in den ersten Wochen
brach neues Unglück über unser schwer geprüf-
tes, armes Vaterland herein. Die Franzosen dran-
gen ins Ruhrgebiet ein. Vom preußischen Kultus-
minister Dr. Boelitz wurde angeordnet, daß
am 13.I. in allen Schulen in der dritten Un-
terrichtsstunde eine kurze Trauerfeier, über die
dem deutschen Volke angetane Gewalt, stattfin-
 den soll. Am 13.I. lief schon vor Schulanfang die
Meldung hier ein: Die Besatzungsbehörde hat
die Abhaltung von Schultrauerfeiern anläß-
lich der Besetzung des Ruhrgebiets verboten.
            Zudem gilt es in unserer Heimat
einen inneren Kampf auszukämpfen. Es ist
dies der Kampf gegen die Verrohung der Sitten,
die der Krieg gebar und im Elend der Nach-
kriegszeit großgezogen wurde. Wir müssen
Kampf ansagen dem herzlosen Mammons-
geist, der zügellosen Genußsucht und ganz
besonders  dem Bestreben vieler Gewissenloser
den Glauben aus dem Herzen unserer Jugend
zu reißen. – Erfreulich ist es da für unsere
Pfarrgemeinde zu hören, daß die von der kath.
Schulorganisation veranstaltete Unterschriften-
sammlung für die Erhaltung der konfessi-
onellen Schule ein sehr schönes Ergebnis auf-
weist. Von 1950 Wahlberechtigten stimmten
1921 für die konfessionelle Schule (= 98,5%). Daß
die 29 Stimmen ihre Unterschrift nicht gaben, liegt
daran, daß die Vertrauensleute nicht so eifrig
auf dem Posten waren, wie sie wohl bei der
Wichtigkeit dieser Sache hätten sein müssen.
Einen Gegner unter diesen 29 Stimmen –  haben
wir nicht. Vom 9.-27. Jan. 23 (der 21.I. ein Schul-
sonntag!) wurden diese Unterschriften gesam-
melt.