Quelle: Stadtarchiv Kleve, B 14, Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 25. Oktober 1923, S. 378-379
Im Herbst 1923 kommt es neben Umsturzversuchen vor allem in Bayern, Sachsen und Thüringen zu Unruhen im Rheinland. Separatisten rufen am 21.10. in Aachen die unabhängige „Rheinische Republik“ aus, in weiteren Städten folgen Putschversuche. In Kleve werden solche Übergriffe ebenfalls befürchtet, sodass die Stadtverordneten über notwendige Maßnahmen in dieser Sitzung beraten.
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Sitzung
der Stadtverordneten am 25. Oktober 1923
Gesetzmäßig zusammenberufen durch Ein-
ladungsschreiben vom 25. Oktober 1923. (Die Ein-
ladung erfolgte wegen Dringlichkeit mit abgekürzter
Frist § 38 der Stadtverordnung.)
Nach Eröffnung der Versammlung wurde in
geheimer Sitzung verhandelt was folgt:
Nachdem auf Antrag des Vorsitzenden die
Dringlichkeit der Sitzung beschlossen ist, wird in
die Eröterung des einzigen Punktes der Tages-
ordnung
„Besprechung der Lage“
eingetreten.
Der Vorsitzende weist auf die Vorgänge in
einer Reihe anderer Städte aus Anlaß der Be-
wegung der Sonderbündler hin. Es sei anzunehmen,
daß durch die Stadt Cleve bald von einem Trupp
dieser Leute heimgesucht werde, um auch hier
den Versuch zu machen, die öffentliche Gewalt
an sich zu reißen und die Rheinische Repu-
blik gewaltsam auszurufen.
Er betont, daß die gesamte Stadtverwaltung
einem derartigen Versuche durchaus ablehnend
gegenüber stehen werde. Sie halte fest zu
dem Grundsatze, daß das Rheinland deutsch
sei und deutsch bleiben müsse.
Die Stadtverordnetenversammlung stimmte
dieser Stellungnahme der Verwaltung einstimmig
zu.
Es wurden dann die Maßnahmen besprochen,
die zu treffen seien, falls es auch hier zu einem
Angriff der Sonderbündler kommen sollte,
Nach längerer Erörterung wurde einer An-
regung aus der Mitte der Versammlung Folge gegeben,
wonach die Stadtverwaltung und die Polizeiver-
waltung mit je 2 Vertretern der Gewerkschaften
beider Richtungen, der Beamten und des Mittel-
standes beraten solle, in welcher Weise der Wach-
dienst zur Entlastung der Polizei und, je nach den
Umständen, die Abwehr eines Angriffs zu
organisieren sei.
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Die Besprechung mit den Vertretern der
Organisationen wurde auf heute nachm[ittag] 4 Uhr
festgesetzt.
Ferner wurde die Verwaltung ersucht, mit den
Fraktionsvorsitzenden Dr. van Acker[e]n, Haarhaus, Prof.
Krohn und Meyer sogleich beim Kreisdelegierten vor-
stellig zu werden, um festzustellen, welche Stellung
dieser im Falle eines bewaffneten Angriffs einzu-
nehmen gedenke.
Es solle dabei unter Hinweis auf die dies-
bezüglichen Ordonnanzen der Rheinlandkommission
gebeten werden, bewaffnete Eindringlinge durch die
Besatzung entwaffnen zu lassen und zu gestatten,
daß eine Anzahl Bürger zur Verstärkung der Polizei
bewaffnet werde.
Der Vorsitzende erklärt sich bereit, sofort nach
der Sitzung mit den obengenannten Herren zum Kreisdele-
gierten zu gehen.
v[orgelesen] g[enehmigt und] u[nterschrieben]
[Unterschriften]
W. Lamers
Schmidt E. Janssen
A. Haarhaus
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Stadtarchiv Kleve (25. Oktober 2023). 25. Oktober 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 10. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/aehc