Quelle: Stadtarchiv Solingen, Solinger Tageblatt 27. Januar 1923

Der Wert der Mark halbiert sich gegenüber dem Dollar innerhalb weniger Tage. Die bestehende Nachfrage nach fremder Währung kann nicht mehr erfüllt werden.

                      Die Mark im Zeichen der Ruhrbesetzung.

       Die Verschlechterung unserer Mark nahm infolge der der-
zeitigen ernsten politischen Lage während der beiden letzten
Wochen einen ganz ungeheuren Umfang an, der sich besonders
in der ersten Hälfte der vorigen Woche auswirkte, wo der Dol-
larkurs sich innerhalb weniger Tage um mehr als das Doppelte
erhöhte. (Von 10 300 auf 24 000). Nachdem am Donnerstag der
vergangenen Woche der Preis für einen Dollar während der
Vormittagsstunden die Höhe von 24 000 Mark erreichte, trat ge-
gen Mittag eine Erleichterung ein, und die Kurse flauten am
Nachmittag sowie an den darauf folgenden beiden Tagen leicht
ab. In den Mittagsstunden  des vergangenen Samstags trat
aber alsdann auf die neuen ernsten Meldungen aus dem Ruhr-
gebiet hin abermals eine Versteifung ein, und die Preise zogen
wieder bedeutend an, sodaß der Dollar, der in den Vormittags-
stunden auf zirka 17 000 heruntergegangen war, wieder auf
19 000 hinaufschnellte. Auch die laufende Woche eröffnete wie-
der mit festeren Kursen, die sich dann unter Schwankungen
während der ganzen Woche bei zeitweise ruhigem Geschäft hiel-
ten. Erst der gestrige Tag brachte alsdann ein erneutes stärke-
res Anziehen der Devisen. Wobei die Höchstkurse der vorigen
Woche schon wieder überschritten wurden.
       Besonders bemerkenswert ist, daß die schon seit längerer Zeit
bestehende starke Nachfrage nach ausländischen Noten in der
letzten Zeit nicht mehr gedeckt werden kann, was zur Folge
hatte, daß am gestrigen Tage die Dollarnoten mit etwa 400 Mark
höher als Auszahlung notierten, eine Erscheinung, die sich, wie
wir von unterrichteter Seite hören, auch im Solinger Gebiet stark
bemerkbar macht und auf das Notenhamstern gewisser Kreise
zurückzuführen ist.
       Die Kursentwicklung der beiden letzten Wochen gestaltete
sich wie folgt:
              Schlußkurse der Woche vom 8. bis 13. Januar.
       Holland 4150, England 48 500, Frankreich 736, Belgien 665,
Schweiz 1970, Amerika 10 350.
Niedrigste Kurse während der Zeit vom 15. Bis 27. Januar 1923.
       Holland 4560, England 52 000, Frankreich 790, Belgien 720,
Schweiz 2200, Amerika 11 000.
Schlußkurse der laufenden Woche und bisherige Höchstkurse
                                              überhaupt:
       Holland 10 700, England 126 000, Frankreich 1700, Belgien
1600, Schweiz 5000, Amerika 27 000.
                              Stimmung weiter steigend.
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