Quelle: Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, ZK 065, Düsseldorfer Sonntagsblatt. Kirchlicher Anzeiger der evangelischen Gemeinden zu Düsseldorf, Ausgabe vom 14. Januar 1923, S. 6
Die evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf versucht Mittel für einen Ersatz der beiden 1917 abgegebenen Glocken einzuwerben. Neben einem Kirchenbasar richtet sich der Blick auf finanzkräftige Spender im Ausland.
Unsere Glocken! Zwei von ihren drei Bronzeglocken hat die Frie-
denskirche im Kriege opfern müssen. Die treuen Rufer zum Gottes-
dienst, die mit ihrer mächtigen Stimme Freude und Leid im Leben
der Gemeinde begleiteten, fehlen uns in schmerzhaft fühlbarer Weise.
Die eine noch vorhandene Glocke erinnert uns mit ihrem wehmütigen
Klang immer aufs neue an die früheren Zeiten eines schönen, vollen
Geläutes. Sollen wir sie denn auf die Dauer entbehren, während wir
sehen müssen, wie eine katholische Kirche nach der anderen wieder ihr
Geläute erhält? Nein, die einzige evangelische Kirche im Süden Düssel-
dorfs muss wieder ein ganzes harmonisches Geläute ihr eigen nennen
können. Aber wie bekommen wir unsere Glocken wieder? Viele liebe Gemeindeglieder haben uns schon seit mehr als einem Jahr bei den
öffentlichen Sammlungen in der Kirche und auf privatem Wege Gaben
für die Wiederbeschaffung der Glocken dargereicht. Ihnen sei auch an
dieser Stelle dafür herzlich gedankt! Aber alle diese Sammlungen wer-
den nicht zum Ziel führen angesichts der fortschreitenden Geldentwer-
tung. Es muss einmal ein großer Schritt getan werden. Zu diesem Zweck
findet am 11. und Montag, den 12. Februar (nicht wie
ursprünglich geplant am 14. und 15. Januar) in den Räumen des Ver-
einshauses und des Jugendhauses an der Kronenstraße ein großer
Glocken-Bazar statt, mit Verkauf von allerlei Gegenständen
des täglichen Bedarfs, musikalischen und gesanglichen Darbietungen und
edler Geselligkeit bei Kaffee, Tee, Kakao usw. Das Programm wird
demnächst veröffentlicht werden.
Und nun die Bitte an unsere Gemeindeglieder: Helft uns, diesen
Bazar zu einer wirklich großen Tat zu gestalten! Spendet Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände u. dergl., wenn in diesen Tagen freiwillige Hel-
ferinnen, Frauen der Gemeinde, Euch in dieser Angelegenheit aufsuchen
werden! Kauft die Programme, die Euch angeboten und besucht
zahlreich den Bazar! Lasst uns beweisen, dass wir als evangelische Ge-
meindeglieder geschlossen zusammenstehen! Lasst uns alle Kräfte ein-
setzen, damit wir zum Ziele kommen!
In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass zum
Besten der Beschaffung neuer Glocken der Organist Klein am Mon-
tag, den 5. Februar unter Mitwirkung des Düsseldorfer Streichorchesters
und namhafter Solisten in der Friedenskirche ein Kirchenkonzert
veranstalten wird. Ebenso wird der Kirchenchor Salem in der Pas-
sionszeit auch für die Glocken ein Kirchenkonzert bieten.
Und noch eine Bitte haben wir an Euch, liebe Gemeindeglieder!
Wer Freunde im Ausland hat, schreibe an sie und bitte um Gaben in
ausländischer Währung für unsere Glocken. Solche aus dem Aus-
lande kommende Gaben behalten unabhängig von der allgemeinen
Lage ihren Wert und sind für uns von allergrößter Bedeutung. Wir
haben ein Schreiben verfasst, das den evangelischen Glaubensgenossen
und Freunden der Düsseldorfer Friedenskirche im Auslande unsere Nöte
und Aufgaben schildert. Holt euch diese Briefe persönlich bei Eurem
Bezirkspfarrer ab und werbet auch auf diese Weise für unsere Glocken!
Und nun frisch auf zur Tat! Gott der Herr aber gebe zu unserem Schaf-
fen Seinen Segen!
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (14. Januar 2023). 14. Januar 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 2. November 2024 von https://doi.org/10.58079/aedu