Quelle: Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 10. Februar 1923
Auf Veranlassung der britischen Besatzung wurde in Wald eine Bestandsaufnahme über Lebensmittel durchgeführt.
Wald
–– Auf Veranlassung der Besatzungsbehörde wurde durch die
Polizeibehörde eine Bestandsaufnahme vorgenommen zur Feststellung
über die noch vorhandenen Lebensmittel. Also die deutsche Behörde
muß erst durch eine fremde Macht mit der Nase darauf gestoßen wer-
den, daß für die Bevölkerung nicht mehr genügend Lebensmittel da
sind. Ob nun die deutsche Behörde für genügende und preiswerte
Lebensmittel sorgen wird, oder ob sie dieses auch der fremden Macht
überläßt, muß die Zukunft zeigen. Für die Arbeiterschaft wird damit
eine Frage von größter Wichtigkeit aufgerollt. Haben etwa die Hurra-
patrioten die Lebensmittelknappheit hier im Gebiet künstlich
herbeigeführt, um nachher die ausgehungerten Volksmassen als
Sturmbock gegen die Besatzungstruppen gebrauchen zu können?
Arbeiter, haltet die Augen offen! Es ist unwahr, daß
euch die Besatzungstruppen die Nahrungsmittel sperren. Wahr ist
allerdings, daß manche, teutschen Prozentpatrioten große Mengen
Lebensmittel aufkaufen zu jedem Preise und sie den Franzosen zur
Verpflegung des Militärs anbieten. Dieselbe Gesellschaft,
die euch scharf machen will gegen die Besatzungstruppen[,] kauft
euch die Lebensmittel weg, um sie zu verschieben,
zum größten Teil ins Ausland.
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Stadtarchiv Solingen (10. Februar 2023). 10. Februar 1923. 1923: Alltag in der Krise. Abgerufen am 13. Dezember 2024 von https://doi.org/10.58079/aebe